5. Fastensonntag 26.03.2023 Lesejahr A

„Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.“ Joh 11,33ff

„Wenn man an die Undankbarkeit des Menschen gegenüber dem guten Gott denkt, ist man versucht,  an das andere Ufer der Meere zu gehen, um dies nicht mehr zu sehen. Das ist erschreckend! Wenn doch der gute Gott nicht so gut wäre! Aber er ist so gut!“  Während dieser Worte war sein Gesicht in Tränen gebadet. ° Pfr. von Ars

Jesus weint, nicht über sich und Seine Leiden, sondern über den Tod des Lazarus, zusammen mit dessen Schwester Maria und den Juden. Er weiß, dass Er Lazarus auferwecken wird. Aber in Seinem Innersten erleidet Er jeden Schmerz über den Tod, die Frucht der Sünde. Er weint über das Zerstörungswerk Satans im menschlichen Leben in all seinen Qualen und über den Verlust von Menschen für die Ewigkeit beim Vater.

Jesus weinte auch über die Stadt Jerusalem, deren Kinder Er um sich sammeln wollte, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Aber sie haben nicht gewollt (Mt 23,37ff; Lk 19, 41ff).

Jesus kennt die unfassbare Liebe Seines Vaters zur Welt, zu den Völkern,  zu jedem einzelnen Menschen. Er weint, weil die Menschen diese Liebe ablehnen zu ihrem eigenen Unheil und Verderben. Er weint auch mit uns über unsere Krankheiten, Nöte, Sorgen und trägt sie mit uns. Er stärkt uns mit Seiner Gegenwart.

Dem Herrn bleiben nur Tränen angesichts der Liebe Seines guten Vaters, die von den Menschen zurückgewiesen wird.

Der Pfarrer von Ars hat sowohl die Liebe des Vaters als auch die Bosheit des Menschen in seiner Sünde immer tiefer kennengelernt. Er hat dies auch für sich selbst erfahren, was ihn immer wieder in die Versuchung zur Verzweiflung geführt hat. Noch stärker war jedoch die Liebe des guten Gottes. Auch er konnte nur mit Tränen antworten, Tränen, die auch andere zur Erkenntnis der Liebe Gottes geführt haben.

Als er bei einem Jubiläum in Chaneins predigen sollte, war er der Meinung, dass er nur Landvolk vor sich hätte. Aber es war dort die ganze Elite der Gesellschaft von Villefranche, was ihn anfangs schüchtern machte. „Doch ich begann über die Liebe Gottes zu predigen und es schien, dass alles gut ging; alle weinten.“ °²

Würden wir nicht gerne auch einer Predigt des Pfarrers von Ars zuhören, um  von seiner Liebe zu Gott ergriffen zu werden?

Die Passionszeit beginnt mit diesem Sonntag. Unser Heiliger Pfarrer möge uns helfen, in der Betrachtung der Tränen Jesu tiefer die Liebe Gottes zu erfahren und in ihr zu leben.

17.02.2023 ih

Aus: Joseph Vianey, le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S.172, übersetzt ih

°² Mgr René Fourrey , Le Curé d‘Ars Authentique, 2009, S.138, übersetzt ih