4. Sonntag im Jahreskreis 29.01.2023 Lesejahr A

„Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.“ Mt 5,11f

„Um heilig zu sein muss, man wie ein Narr sein, der seinen Kopf verloren hat.“ °Pfr. von Ars

Welcher Mensch liebt schon Schmähungen, Verfolgungen, üble Nachrede?
Genau das soll aber Ursache für Freude und Jubel sein, menschlich völlig unverständlich. Entscheidend aber ist das Wort des Herrn „um meinetwillen“.
Auf dem Berg Sinai hat Mose das Volk aus dem Lager hinaus Gott entgegengeführt und die zehn Weisungen des Lebens auf den Gesetzestafeln erhalten (Ex. 19, 17; 20, 1ff) als Zeichen des Bundes Gottes mit dem Volk. Auch da hat Gott die Zusage gemacht, dass Er denen Huld  schenkt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren.
Der Bund wurde vom Volk gebrochen, die Israeliten in die Verbannung geschleppt. Aber Gott hat auch damals einen Neuanfang geschenkt.
Nun verkündet Jesus auch auf einem Berg die acht Seligpreisungen, die zentrale Botschaft Seiner Lehre. Diese Seligpreisungen stellen das weltliche Denken auf den Kopf. Armut, Hunger und Durst nach Gerechtigkeit, Verfolgung wünscht sich niemand. Der Herr verspricht auch keinen unmittelbaren Lohn für ein Leben entsprechend dieser Lehre. Er vertröstet auch nicht auf die Ewigkeit, sondern zeigt die Folgen eines solchen Lebens auf,  die schon auf Erden erfahren werden können oder aber erst im Himmelreich. So schenkt Er Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen. Er lenkt den Blick des Menschen weg von den gegenwärtigen Bedrängnissen auf die Erfüllung des Lebens in Gott.
Der Herr weiß, dass viele Menschen Seiner Botschaft nicht folgen werden und aus menschlicher Kraft es auch nicht können. So hat Er durch Seine Menschwerdung Seinen Tod und Seine Auferstehung die menschliche Schwachheit auf Sich genommen, um den Menschen Anteil an Seiner göttlichen Kraft zu geben. Seine Einladung lautet: „Bleibt in mir und ich bleibe in euch… denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,4f).
Der Pfarrer von Ars hat in seiner jahrzehntelangen Beichterfahrung die ganze menschliche Armseligkeit in Sünde und Bosheit erlitten. So wusste er auch, dass Heiligkeit den irdisch gesinnten Menschen vor den Kopf stößt.
Der Weg zu Heiligkeit erfordert auch nicht als erstes die Einhaltung der Gebote, sondern ganz zentral und wesentlich eine innige Beziehung mit Jesus Christus. Dann ist es der Herr, der in uns das Wollen und Vollbringen schenkt.
Suchen wir mit dem Hl. Pfarrer eine immer größere Einheit mit dem Herrn, durch Gebet, Akte der Hingabe, Betrachtung der Worte des Herrn. Scheuen wir uns nicht, unsere ganze Armut dem Herrn hinzugeben, damit Er uns den Reichtum Seiner göttlichen Gnade schenken kann zu einem Leben, das immer mehr den Seligpreisungen entspricht.

9.01.2023  ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.302