4. Sonntag der Osterzeit 30.04.2023 Lesejahr A

„Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe… Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen… Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“ Joh10, 2.7.9

„Marceau, der berühmte Seemann, sagte, als er nach seiner letzten Reise zu den australischen Inseln den Wundertäter besucht hatte: „Ich habe in dem verehrungswürdigen Pfarrer die göttliche Wissenschaft gesehen.“°

Türen eröffnen den Zugang zu Räumen, die sonst verschlossen sind. Jesus bezeichnet sich selbst als der Hirt, der durch die Tür hineingeht, dazu also berechtigt ist, und aber auch selbst die Tür ist, ja die einzige Tür zum Leben in Fülle. Eine Spannung, die unser irdisches Denken weit übertrifft und in das Reich des Vaters hineinführt.
Am Sonntag des Guten Hirten tritt der Herr in einer absoluten Autorität auf und grenzt Sich gleichzeitig gegen alle anderen ab, die ohne Ihn sich Zugang zu den Schafen, zu Seinen Jüngern, zu Seiner Kirche verschaffen. Diese Autorität hat Er vom Vater, den Er kennt und der Ihn kennt und dessen Willen Er in völliger Freiheit erfüllt. Und dies bedeutet die Hingabe Seines Lebens für die Schafe, wie Er in den nachfolgenden Versen, die heute nicht vorgetragenen werden, verkündet (Joh 10,15).
Der Weg des Herrn als Guter Hirt ist für immer der einzige Maßstab für den Hirtendienst. Jesus hat auf den Vater gehört und seinem Willen sich in Freiheit unterworfen. So ist jeder Hirt der Kirche eingeladen, mit dem Herrn diesen Weg zu gehen.
Es sind dabei durchaus nicht nur die Bischöfe und Priester gemeint, auch wenn sie in besonderer Weise in den Hirtendienst des Herrn berufen worden sind.
Auch die Gläubigen sind eingeladen, auf die Stimme des Herrn im Gebet, in der Stille, in der Heiligen Schrift zu hören, um im Schafstall des Herrn bleiben zu können und auch für andere Zeugen der Botschaft Christi zu sein.
Wenn wir auf Jesu Kreuzestod schauen, müssten wir angesichts unserer Schwachheit kapitulieren.
Der Herr kennt aber die menschliche Schwachheit, Ohnmacht und Wankelmütigkeit. Es ist geradezu unglaublich, dass der Herr trotzdem den aus eigener Kraft unfähigen Menschen aktiv in Seinen Heilsplan einbezieht. Er Selbst will in uns wirken durch Sein Wort und die Kraft der Sakramente, besonders der Taufe.
Papst Johannes Paul II.. wurde einmal von Kindern gefragt, welches seine größte Gnade in seinem Leben war. Die einfache Antwort lautete: die Taufe, wo doch jeder erwartet hatte, dass es seine Wahl zum Papst wäre.
Lassen wir uns neu auf die Einladung zur Teilnahme am Hirtendienst des Herrn ein, je nach unserer Berufung und unserem Stand in der Kirche. In einem Menschen, der ganz mit dem Herrn verbunden ist, leuchtet die Gegenwart des Herrn, Seine göttliche Wissenschaft auf, wie dies der weitgereiste Seefahrer erfahren hat. Nicht die weite Welt, sondern nur der einfache, mit Gott verbundene Pfarrer von Ars schenkte ihm den Blick in die göttliche Wissenschaft. Schrecken wir wegen unserer Schwachheit nicht zurück. Der Herr erwählt das Schwache, um Seine Kraft aufleuchten zu lassen. Der heilige Pfarrer von Ars wird uns dabei immer Fürsprecher sein.
30.03.2023 ih

° Aus: X.M.B***, Das innere Leben des im Geruche der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars J. M. Vianney, 1867, S.90