4. Fastensonntag 19.03.2023 Lesejahr A

„Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.“ Joh 9,5ff

„Damals hat unser Herr die Lahmen aufgerichtet, die Kranken geheilt, die Toten auferweckt. Leute waren dabei anwesend, die mit ihren Augen diese Wunder sahen und nicht daran glaubten. Mein Freund, die Menschen sind immer und überall die gleichen.“ ° Pfr. von Ars

Gerade noch hatte Jesus sich verbergen müssen, um nicht gesteinigt zu werden, nachdem er bezeugt hatte: Noch ehe Abraham wurde, bin ich (Joh 8,58). Dieser Anspruch, Gott gleich zu sein, war für gläubige Juden unerträglich.

Zur Bestätigung Seiner Selbstoffenbarung heilt Er unterwegs einen Blinden, indem er ihm einen Teig aus Erde mit Seinem Speichel auf die Augen legt und ihn anweist, sich im Teich Schiloach- d.h. im Gesandten des Herrn zu waschen.

Gott, der HERR, hat den Menschen aus dem feuchten Staub vom Erdboden gebildet und ihm den Lebensatem eingeblasen (Gen 2,7). Jesus erneuert in der gleichen Schöpferkraft Gottes den Menschen, um ihn von der Blindheit zu heilen.

Der Mensch ist berufen, über das Sichtbare hinaus den unsichtbaren Gott zu erahnen, zu ersehnen, ja mit dem inneren Auge auch zu sehen. Jesus will in der Heilung des Blinden die geistliche Blindheit aller Menschen heilen. Aber Sein göttliches Angebot der Neuschöpfung wird nicht angenommen. Es entwickelt sich ein großer Streit, auch um die hier bedeutungslose Frage der Schuld. Der tiefere Grund hierzu ist jedoch die Weigerung, die Selbstoffenbarung Jesu als Sohn Gottes anzunehmen.

Diese bittere Erfahrung hat auch der Pfarrer von Ars gemacht, durch dessen Gebet nachweislich viele Heilungen geschehen sind. Menschen können sich trotz offenkundiger Zeichen dem tieferen Sinn von Wundern, die immer zu einer lebendigen Beziehung zu Gott führen sollen, verschließen und in der Oberflächlichkeit bleiben.

Aber Jesus lässt uns diese Freiheit zur Verweigerung gegenüber Seiner Offenbarung als Gottes Sohn, bleibt aber dennoch bei seinem Ringen um die Befreiung des Menschen aus der Verfallenheit ins rein Diesseitige. Dies wird Ihn den Tod am Kreuz kosten. Von dort aus wird Er alle an sich ziehen.

Aber auch nach dem Kreuzestod des Herrn kann der Mensch in Freiheit sich gegen Jesus Christus als Gottes Sohn entscheiden, auch wir, auch ich.

Im Bewusstsein unserer Gefährdung bitten wir mit dem Pfarrer von Ars den Herrn innig, unsere Blindheit zu heilen, damit wir immer intensiver Ihn als das Licht der Welt erkennen und anbeten.
9.02.2023 ih

Aus:° Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S.155, übersetzt ih