3. Sonntag im Jahreskreis 22.01.2023 Lesejahr A

„Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück.“ Mt 4,12

„Oh! Wie ist das Leben traurig! Wenn ich die Leiden, die mich erwarteten, vorhergesehen hätte, wäre ich auf einen Schlag vor Furcht gestorben, als ich nach Ars kam.“° Pfr. von Ars

Nach Seinem vierzigtägigen Wüstenaufenthalt begann Jesus Sein öffentliches Wirken, als Johannes ausgeliefert worden war. Johannes, der Herodes gemahnt hatte, dass er nicht die Frau seines Bruders zur Frau haben darf (Mk 6,17f), wurde festgenommen, ins Gefängnis geworfen und später ermordet.

Auslieferung steht also bedrohlich schon am Anfang auch über dem Herrn.

Auslieferung wird auch der Anfang des Leidens und Todes am Kreuz sein: „siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert“  (Mk 14,41).

Und der Herr ahnt wohl schon am Anfang, dass Sein Weg ähnlich wie der Seines Vorläufers zur Auslieferung führen wird. Warum würde Er sich sonst nach Galiläa zurückziehen, in das heidnische Gebiet, um dort Seine ersten Jünger zu berufen und die Verkündigung des Reiches Gottes zu beginnen?

Es ist unfassbar, dass Menschen, die ihr Leben lang auf den Messias warten, Ihn nicht erkennen und Seine Botschaft nicht annehmen wollen. Und trotzdem beginnt der Herr Sein Heilswirken unter den Menschen, obwohl Er jetzt schon ahnt, dass sie Ihn ablehnen werden.  Aber Er liefert sich trotzdem den Menschen freiwillig aus, um allen die Rettung zu schenken, selbst wenn nicht alle sie annehmen werden. Seine Liebe zu den Menschen ist größer.

Auslieferung, gilt nicht nur für die Märtyrer, die über die Jahrhunderte ihr Leben für den Herrn dahingegeben haben, sondern in gleicher Weise für unsere Zeit, in der es weltweit mehr Märtyrer denn je gibt.

Und wie ist das bei uns? Auch da kann Ablehnung und Hass die Antwort auf die Verkündigung sein, in der nicht nur von der Liebe Gottes, sondern auch von der Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes gesprochen wird.

Und wieviel Leid und Ablehnung gibt es auch in den Familien, wenn Eltern nicht akzeptieren, dass heute eben alles anders sei und dass sie den erwachsenen Kindern das gemeinsame Zimmer für den Partner zur Verfügung stellen sollten. Fast die ganze mediale Welt und die Umgebung können dann als Gegner auftreten. Dann gibt es nur noch einen Weg, weiter lieben, weiter beten und noch intensiver auf den Herrn vertrauen. Die erlittenen Schmerzen vereinigen uns mit unserem Herrn.

Wie sehr hat der Pfarrer von Ars dieses Martyrium des Herzens erlitten! Der oben zitierte Satz, dass er gleich bei der Ankunft in Ars gestorben wäre, wenn er gewusst hätte, was auf ihn wartet, hat er sehr oft vor seinem Tod gesprochen. Er durfte so viele Bekehrungen  und wunderbare Zeichen der Nähe Gottes erleben und musste gleichzeitig in die Erfahrung der Tiefe menschlichen Elends durch die Sünde gehen, sodass er dies mit eigener Kraft nicht aushalten konnte. Er wurde dazu von der Gnade des Herrn gestärkt.

Ein Blick auf unsere Kirche zeigt, dass dieses Ausgeliefertsein auf heute präsent ist. Der Heilige Pfarrer möge uns die Gnade der Treue und Standhaftigkeit im Glauben und ein Funken der göttlichen Liebe erflehen, damit wir jedes Ausgeliefertsein durchstehen können.
2.01.2023 ih

°Aus: Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S.176, übersetzt ih