29. Sonntag im Jahreskreis 22.10.2023 Lesejahr A

„Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“ (Mt 22,17)

„Gott lieben heißt nicht, nur einen Teil unserer Pflichten treu zu erfüllen, den anderen aber zu vernachlässigen. Der liebe Gott will nichts Geteiltes.“ ° Pfr. von Ars

Das Volk Israel wollte sein wie die anderen Völker und verlangte von Samuel die Einsetzung eines Königs. Auf Samuels Zögern hin sagte der Herr zu ihm: „Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen! Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein“ (1Sam 8,7). Auch nach Samuels Warnung vor den Rechten des Königs besonders auf die Erhebung von Steuern beharrte das Volk auf seinem Wunsch nach einem König. Das Volk handelte gegen Gottes Willen. Aber Gott verlässt auch dann Sein Volk nicht und leitet es durch die Könige. Wenn diese auf den Herrn hören, geht es dem Volk gut. Andernfalls folgen Unheil und Krieg.
Der Befehl des Kaisers Augustus, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen, war der Anlass für die Geburt Jesu Christi in Bethlehem, der Stadt Davids, wie von den Propheten vorhergesagt (LK 2,1ff). Der Herr fügt selbst Steuerlisten, Folge der Ablehnung Seiner Königsherrschaft, in den Heilsplan zur Erlösung der Menschen ein. Sein Erlösungswerk umfasst alles, was den Menschen betrifft, auch die unangenehmsten alltäglichen Aufgaben und Pflichten.
So wie die Arbeit Folge des Sündenfalls ist, aber durch Christus zur Heiligung dienen kann, so auch alle übrigen irdischen Pflichten wie die Abgabe .von Steuern. Entscheidend ist der Blick auf den Herrn. „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22, 21)
Für den Pfarrer von Ars bedeutet die treue Erfüllung aller Pflichten, Gott zu lieben. Gott will nichts Geteiltes, sondern alles. Ihm gebührt der erste Platz, Ihm gebühren unser ganzes Leben und alles, was dazugehört. Alles soll auf Gott allein ausgerichtet sein, auch die unangenehmsten Pflichten. Die Dornen als Zeichen des Fluches hat der Herr auf sein Haupt genommen und damit alle Dornen des Lebens in Mittel des Heils verwandelt.
Hinterhältig und voll böser Absicht haben die Jünger der Pharisäer und die Anhänger des Herodes Jesus die Steuerfrage gestellt. Die Pharisäer wollten offensichtlich nicht selbst diese Frage an Jesus stellen, warum auch immer. Vielleicht aus Angst vor der Antwort des Herrn.
Abschließend berichtet das Matthäusevangelium, was im heutigen Text nicht vorgelesen wird, dass alle staunten. Staunen bedeutet immer eine Berührung von Gott selbst. Dann erübrigt sich jedes Wort.
Der Pfarrer von Ars hat Gott immer alles gegeben mit ungeteiltem Herzen. Er wird uns helfen, dass auch wir immer mehr dem Herrn alles geben.
24.09.2023 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.91