26. Woche im Jahreskreis 1.10.2023 Lesejahr A

„Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.“ Mt 21, 31

„Der Stolz ist diese verfluchte Sünde, die die Engel aus dem Paradies vertrieben und in die Hölle gestürzt hat. Diese Sünde gibt es seit Beginn der Welt. Seht meine Kinder, man sündigt durch den Stolz auf vielerlei Weise,“ ° Pfr. von Ars

Jesus muss doch wissen, wenn Er so hart zu den Hohepriestern und Ältesten des Volkes spricht, werden Aggression, Widerspruch und Ablehnung folgen. Er war schon mit großem Triumph in Jerusalem eingezogen und wusste, dass auf Ihn dort der Tod wartete. Viel Zeit hatte Er für Seine Botschaft vom Reich Gottes nicht mehr. Es geht Ihm um das Leben in Fülle für alle, auch für die skeptischen geistlichen Leiter des Volkes. So nimmt er auf menschliche Gefühle keine Rücksicht, weil es Ihm um Wesentlicheres geht: um alles oder nichts, um Leben oder Tod, und zwar in alle Ewigkeit.
Jesus hatte keine äußere Autorität, keine Ausbildung wie die Schriftgelehrten. Er war nur ein Wanderprediger aus dem unbekannten Nazareth. Fragen wir uns doch einmal selbst: Hätten wir Ihm zugehört, wären wir Ihm gefolgt oder hätten wir uns doch lieber auf die Seite der Schriftgelehrten gestellt?
Der Herr kennt diese menschlichen Gedanken und doch wählt Er die Schwäche, um die Menschen von der Sünde des Hochmuts, die im Paradies begonnen hat, zu befreien. Damals erging sich Gott, der HERR, beim Tagwind im Garten(Gen 3,8). Gott wollte also mit den Menschen freundschaftlich verkehren. Diese aber haben infolge des Sündenfalls die Nähe Gottes nicht ausgehalten, sich vor Ihm versteckt. Seither sucht Gott auf vielerlei Weise den Menschen unentwegt: Wo bist du? Da der Mensch durch den Stolz die Freundschaft mit Gott verloren hat, lebt der Herr die Demut, um den Menschen für Gott zurückzugewinnen. Seine Erniedrigung ist die vollkommen gelebte Botschaft der Liebe Gottes.
Der Herr lehrt, dass Zöllner und Dirnen, deren Leben gescheitert zu sein scheint und die Schwäche und Ablehnung täglich erfahren, offener für Sein Evangelium sind als die Hohepriester und Ältesten des Volkes. Und doch gibt es auch für die obere Schicht Hoffnung. Einer der zwei Söhne des reichen Mannes hat sich besonnen und folgt doch dem Wort des Vaters, im Weinberg arbeiten zu gehen. Nichts also kann also letztlich die Einladung Jesu zu Seiner Nachfolge verhindern. Mögen es auch nur wenige sein, wie damals nach dem Tod Jesu am Kreuz, es reicht, um die Botschaft Jesu bis an die Grenzen der Welt und der Zeit zu tragen. Die Demut ist der Weg Gottes, der nicht unfruchtbar sein kann.
Immer wieder lassen sich Menschen bis ins Innerste von Jesus ergreifen, um auf Seinem Weg anderen zu helfen, den Weg zum Himmel zu finden.
Der Pfarrer von Ars hat die zerstörerische Wirkung des Stolzes und die befreiende Macht der Demut zutiefst erkannt. Als er in den letzten Jahren seines Lebens ununterbrochen von Menschen bewundert und umjubelt war, hat es in ihm keinerlei Regung des Stolzes ausgelöst. Er wusste sich in den Händen Gottes, der durch schwache Werkzeuge Sein Heilswirken fortsetzt.
Haben wir also keine Angst, zu einer Kirche zu gehören, die von allen Seiten, insbesondere auch von innen her, angegriffen und abgelehnt wird. Leben wir in der Position der Schwäche, die Jesus Christus für sich erwählt hat und überlassen wir alles im Vertrauen dem Vater. Er lenkt auch heute alles nach Seinem Heilsplan für uns, auch wenn wir ihn nicht verstehen können.
Der Pfarrer von Ars möge uns Anteil an seiner Demut erflehen, damit auch unser Leben fruchtbar wird.
5.09.2023 ih

Aus: Mgr. René Fourrey, Ce que prêchat le Curè d’Ars, 2009, S. 269, übersetzt ih