„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mt 18,20
„… wir sind wirklich Kinder Gottes und wir bilden ein und dieselbe Familie mit allen, die an dieser göttlichen Adoption teilhaben.“ ° Pfr. von Ars
Die Situation unserer Gemeinden ist eine andere als zur Zeit Jesu. Und doch stellt sich auch uns die Frage, wie wir mit Menschen umgehen sollen, die offensichtlich im Widerspruch zu den Weisungen des Herrn leben. Die Verunsicherung ist heute sehr groß.
„Auch wenn sie in Sünde leben, so geht Gott auch weiterhin den Weg mit ihnen“ kann man zum Beispiel hören. Das stimmt. Aber der Herr hat von Anfang an und immer wieder zur Umkehr aufgerufen.
„Heute sei es doch anders als früher. Die humanwissenschaftlichen Erkenntnisse legen andere Lösungen als bisher nahe,“ ist eine andere Variante der Äußerungen. Ja, es wird sogar eine Änderung des Katechismus gefordert.
Ist das die Lösung?
Aber „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Lasst euch nicht von vieldeutigen und fremden Lehren irreführen“ (Hebr13,8).
Auch der Pfarrer von Ars hat von Anfang an seiner priesterlichen Tätigkeit um eine rechte Antwort gerungen:
„Eine gottesfürchtige Seele ist keine isolierte Seele. Wie auch ihre Situation sei, sie lebt in dieser Welt, inmitten einer Gesellschaft, einer Familie, einer Gemeinschaft. Wie verhält sie sich dort? Alle Menschen ihrer Umgebung sind in ihren Augen und in ihrem Herzen Kinder des himmlischen Vaters, alle tragen Züge ihres himmlischen Ursprungs, alle sind ihre Geschwister. Sie liebt sie und macht für sie das Bestmögliche, die geistigen und spirituellen Werke der Barmherzigkeit. Ihre Liebe zu ihnen kommt von ihrer Liebe zum Vater, sie ist der Widerschein, die notwendige Konsequenz, die Weitergabe; sie ist kraftvoll, zärtlich, ausdauernd. Sie schenkt Geduld bis zum Heroismus, aufopferungsvoll bis zur Selbstvergessenheit, lächelnd und ruhig inmitten von Beleidigungen und bei Verletzung ihrer Rechte, wachsam über die eigenen Gedanken, Beurteilungen, Deutungen…. Ebenso verabscheut die Gottesfurcht jede Sünde und kann mit keiner ein Bündnis eingehen. Es gibt die wahre und die falsche Gottesfurcht. Es gibt die aufrichtige Tugend und die Verfälschungen der Tugend.“ °²
Jean Marie Vianney beschreibt in diesem Text seinen eigenen Weg im Umgang mit denen, die Gebote Gottes missachten. Heroisch war in der Tat sein Einsatz für die Gläubigen, um sie für den Weg nach den Weisungen des Herrn zum rechten Leben bis in die Ewigkeit zu führen. Die Verantwortung für den Nächsten haben aber nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, weil wir alle Kinder des Vaters sind. Und dieser Weg darf uns ruhig etwas abverlangen, wenn wir auch bei weitem nicht zum Heroismus des Pfarrers von Ars fähig sind. In keinem Fall sind billige Lösungen gefragt.
„Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen: Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit“ ( Jes 6,3). So singen die Serafim in der Vision des Jesaja und selbst die Türschwellen erbeben vor dieser Stimme. Gottes Heiligkeit lässt sich nicht durch kluge Argumente auf unsere Ebene hinabziehen. Aber der Herr will uns zu sich hinaufziehen und durch uns unseren Nächsten.
Wesentlich ist die Feier der heiligen Messe, das gemeinsame Gebet in Gemeinschaft. „Geheiligt werde dein Name“ umfasst die ganze Welt.
Außerdem sind wir eingeladen zur Wiedergutmachung, zur Sühne, auch wenn dieses Wort heute unmodern ist. Wie der Hl. Pfarrer lehrt, können schon kleine Verzichte Segen bringen. Schauen wir mit dem Pfarrer von Ars mit den Blick der Liebe des Herrn auf unseren Nächsten. So werden wir jede Verurteilung vermeiden und die konkreten Schritte der Hilfe für unseren Nächsten erkennen.
9.08.2023 ih
Aus: Monseigneur Convert, ma retraite avec le saint curé d’ars, Nachdruck 1998, S.197f
°² ebenda. S, 198f, übersetzt ih