22. Sonntag im Jahreskreis 3.09.2023 Lesejahr A

„Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ Mt 16,23

„Das Einzige, was uns eigen zugehört,“ pflegte er zu sagen, „ist unser Wille. Den allein können wir Gott als unser Eigentum anbieten. Man behauptet ja sogar, ein einziger Akt der Willensentsagung sei Gott angenehmer, als ein dreißigtägiges Fasten. – So oft wir unseren eigenen Willen aufgeben, und dem eines andern folgen, wo dieses nur nicht gegen Gottes Gebot streitet, erwerben wir uns Verdienste, deren Größe nur Gott kennt.“ °Pfr. von Ars

Jesus, der sanfte, gütige, barmherzige Sohn Gottes, der immer alles versteht, immer alles verzeiht, uns in seinem Herzen birgt! Dieses so oft vermittelte Bild Jesu, trifft es denn zu? Jedenfalls zeigt uns das heutige Evangelium eine ganz andere Seite des Herrn. Aber will Er Petrus wirklich zurückweisen und damit auch uns?
Wir sind immer wieder eingeladen, die ganze Heilige Schrift zu lesen, um den Herrn immer besser kennen zu lernen in allen Seinen Worten und Handlungen.
Der Herr bricht ständig eine einseitige Fixierung auf die uns angenehmen Aspekte seines Lebens auf.
„Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.“ (Mt 23,8) Lassen wir uns also von Ihm belehren, auch durch diese für uns so harten Worte. Es geht ja um nicht weniger als die Rettung oder den Verlust des Lebens, also um alles oder nichts.
Sehr gut können wir die Einwände des Petrus verstehen, der seinen Meister nicht verlieren wollte und schon gleich gar nicht durch einen qualvollen Tod. Diese Worte des Herrn haben ihn wohl so geschockt, dass er überhaupt nicht mehr die Ankündigung der Auferstehung am dritten Tag gehört hat. Kennen wir das nicht auch? Wir hören etwas, was uns zutiefst bewegt, was wir nicht annehmen können und nehmen die weiteren Worte nicht mehr auf.
Aber die schmerzliche Wahrheit aus dem Munde Jesu hat Petrus, wenn auch auf Umwegen, doch dazu geführt seinen Willen dem Willen des Herrn ein- und unterzuordnen und letztlich mit Ihm auch den Weg des Leidens durch Kreuzigung zu gehen.
Jede Verharmlosung der Botschaft Christi kann daher angesichts des heutigen Evangeliums dem Leben nicht dienen.
Der Pfarrer von Ars lehrt uns, dass unser eigener Wille ganz zentral ist. Er ist das einzige, was uns gehört und auf den wir nur schwer verzichten können und wollen.
Dies gilt gerade auch auf einem geistlichen Weg, den wir gut zu kennen meinen und den wir auch gehen möchten.
Der Herr hat Seinen Willen nicht nur dem Willen des Vaters untergeordnet, sondern auch dem Willen der Menschen. Sonst wäre Er nicht am Kreuz gestorben.
Wenn wir also nach dem Willen Gottes leben wollen, müssen wir den Willen unserer Mitmenschen im Auge behalten. Diesen können wir konkreter verstehen als Gottes Pläne. Und gerade das fällt uns schwer. Wir sehen darin eine Erniedrigung, eine Demütigung. „Habe ich das denn nötig?“ Sind diese Worte uns nicht sehr gut bekannt von anderen, aber auch von uns?
Das Kreuz, das wir tragen sollen, sind nicht nur die äußeren Leiden und Widrigkeiten, das Kreuz liegt in uns selbst, in unserer Halsstarrigkeit. „Ihr seid ein halsstarriges Volk (Vgl. Ex 33,5). Der Herr ist gekommen, uns zu heilen und diese Heilung ist schmerzlich.
Aber gehen wir mutig mit der Hilfe des Pfarrers von Ars den Weg der kleinen Willensentsagungen im Alltag, damit der Herr uns umformen kann.
1.08.2023 ih
°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 2.Bd.S.456f