„Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.“ Mt 15,28
„Der Mensch ist ein Armer, der Gott um alles bitten muss.“ °Pfr. von Ars
Musste Jesus wirklich lernen, dass Er das Heil allen Völkern, nicht nur den Juden bringen soll, wie es immer wieder einmal von Theologen zu hören ist?
„Singt unserm König, singt ihm! Denn König der ganzen Erde ist Gott … Gott wurde König über die Völker … Versammelt sind die Fürsten der Völker als Volk des Gottes Abrahams. Denn Gott gehören die Schilde der Erde; er ist hoch erhaben.“ (Ps 47,7ff). So hat der Herr den Vater im Psalmengebet gepriesen.
Jesus lehrte die Frau aus Samarien am Jakobsbrunnen, dass das Heil von den Juden kommt. Denn der Vater will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden, nicht gebunden an den Berg in Samarien oder an Jerusalem (Joh 4, 21f).
So dürfen wir annehmen, dass der Herr von Anfang Seine Sendung für die ganze Welt kannte, aber eben in immer größeren Kreisen bis zum Ende der Welt. Gottes Heilspläne können wir nur erahnen, nicht erkennen.
Einen Aspekt sehen wir im Wort des Pfarrers von Ars, dass der Mensch in seiner Armut alles von Gott erbitten muss.
Die Juden waren das auserwählte Volk und daher mit einer größeren Bedeutung als andere Völker.
Wenn jemand über alle Maßen auserwählt war, so war es Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Er kommt in Armut in einem Stall unter den Tieren zur Welt. Seine Geburt allein ist schon wesentlich Verkündigung. Der Mensch ist nur groß in seiner Abhängigkeit von Gott, in seiner Erkenntnis der eigenen Armut. Der Herr empfängt alles von Seinem Vater und versucht, die Menschen auf diesen Weg mitzunehmen. Für die Juden mit ihrem ausgeprägten Bewusstsein des Auserwähltseins war es schwierig, die Armut vor Gott zu erkennen.
Aber die kananäische Frau, die kein Anrecht auf Erbarmen und Gnade zu haben schien, kannte ihre Armut, was sie jedoch nicht gehindert hat, auf Jesus ihr ganzes Vertrauen zu setzen. Die Prüfung, die ihr Jesus auferlegt, war sehr hart und für uns fast unverständlich. Aber sie hält durch. Sie, die auf keine Rechte pochen kann, bleibt in der Armut und erreicht so die Heilung ihrer Tochter.
Mit dieser kananäischen Frau können wir den Herrn nur loben und preisen. Denn durch ihre Erfahrung können auch wir Hoffnung schöpfen, die wir so oft der Meinung sind, Gott erhöre unsere Gebete nicht. Gewiss, nicht so, wie wir uns das vorstellen, aber sicher immer so großartig, wie der Herr die Bitte dieser Frau aus Kanaan erhört hat. Die Armen im Geiste können es immer wieder neu zeigen, dass die Armut vor dem Vater unser Reichtum ist, durch die wir in das Leben unseres Herrn Jesus Christus miteinbezogen werden.
Auch der Pfarrer von Ars war hierfür ein lebendiges Vorbild. Er hilft uns, mutig diesen Weg mit seiner Hilfe zu gehen.
18.07.2023 ih
° Aus: Jean- Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.107