2. Sonntag der Osterzeit, Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, Weißer Sonntag 16.04.2023 Lesejahr A

„Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Joh 20, 27ff

„Man kann die Güte nicht verstehen, die Gott hatte, uns dieses große Sakrament der Buße einzusetzen. Wenn wir uns eine Gnade von unserem Herrn hätten erbitten können, hätten wir niemals daran gedacht, ihn darum zu bitten; aber er hat unsere Zerbrechlichkeit und Unbeständigkeit im Guten vorhergesehen, und seine Liebe hat ihn veranlasst, das zu tun, um das wir niemals gewagt hätten zu bitten.“ °Pfr. von Ars

Voller Furcht, bei verschlossenen Türen waren die Jünger beisammen bei der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen. Vor Ihm, der die bronzenen Tore zertrümmert und eiserne Regel zerschlägt (Jes 45,2), können sie sich nicht einsperren. Er spricht ihnen den Frieden zu, sodass sie sich wieder freuen können, als sie den Herrn sahen. Begegnung mit dem Herrn ist Freude, die sich aber nicht auf den kleinen Kreis der Jünger beschränken soll.
So wie Gott, der HERR, dem Menschen aus Staub vom Erdboden in seine Nase den Lebensatem blies (Gen 2, 7), sodass der Mensch zu einem lebendigen Wesen wurde, so haucht der Herr jetzt Seine Jünger an, um ihnen den Heiligen Geist zu schenken mit der Vollmacht, Sünden zu vergeben oder nicht zu vergeben.
Die Vergebung der Sünden ist das neue Leben durch den Auferstandenen.
Die ganze Tiefe der Liebe Gottes hat der Pfarrer von Ars in seiner langjährigen Beichterfahrung immer mehr erahnt und erfasst. Was sich hinter Bekenntnis und Lossprechung verbirgt, umschließt das ganze Drama von Christi Tod und Auferstehung. Mit all unseren Anstrengungen, alle unseren Ideen, all unserem Bemühen sind wir nicht in der Lage, auch nur den kleinsten Fehler vor Gott wiedergutzumachen, zu sühnen. Nur Gott selbst konnte in Seinem menschgewordenen Sohn jedes Böse, jede Sünde wegnehmen, für das ewige Leben auslöschen.
Aber Gott lässt uns auch bei Seinem größten Gnadenangebot die volle Freiheit. Wir können uns Ihm verweigern und Seine Vergebung ablehnen. Das Bewusstsein, dass damit Gott abgelehnt wird, ist in unserer Zeit leider nur sehr selten vorhanden. Ein Blick auf die Priester im Beichtstuhl ohne Pönitenten offenbart das Elend der Gläubigen, die davon überzeugt sind, dieses Sakrament nicht mehr zu benötigen.
Aber schauen wir auf uns selbst. Jede wahre Erneuerung der Kirche hat ganz im Kleinen begonnen. Papst Johannes Paul II. sagte bei seinem Besuch in Deutschland, dass die Kirche bei uns erst wieder aufblühen wird, wenn das Sakrament der Versöhnung wiederentdeckt wird.
Danken wir mit dem Pfarrer von Ars an diesem zweiten Ostersonntag dem Herrn für Seine unendliche Barmherzigkeit, die Er uns auch heute im Übermaß schenken will. Im Dank fließen die Gnaden, auch auf die Menschen, die sich Seiner Barmherzigkeit verschließen. So erreichte der Pfarrer von Ars die Umwandlung seiner Pfarrei. Möge der Herr auch unser armseliges Gebet annehmen, damit Sein Leben in der Kirche und dann auch wieder in der Welt erfahrbar wird.
15.03.2023 ih

 

Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, S.128, übersetzt ih