2. Fastensonntag 5.03.2023 Lesejahr A

„Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr.“ Mt 17,5f

„Jene, die keinen Glauben haben, besitzen eine Seele, die weniger sieht als jene, denen das Augenlicht fehlt. In dieser Welt sind wir wie im Nebel. Der Glaube aber ist der Wind, der den Nebel zerstreut und das Licht der Sonne auf unsere Seele scheinen lässt.“ °Pfr. von Ars

Anbetung ist Anerkennung der eigenen Nichtigkeit und  der Größe Gottes, dem allein alle Ehre und Hingabe gebührt. Sie demütigt uns nicht, sondern führt uns zur Erkenntnis der Wahrheit über uns selbst und über Gott. Jesus möchte uns ganz in Seine Anbetung des Vaters hineinnehmen  und uns immer mehr in das  göttliche Leben der allerheiligsten Dreifaltigkeit führen.

So durften die Jünger Jesus in Seiner Herrlichkeit schauen und als Sohn Gottes erkennen. Vor der Gegenwart Gottes warfen sie sich zu Boden und gerieten in große Furcht.

Eine solche Erfahrung sprengt menschliche Vorstellungen. Doch würden wir nicht gerne auch einen Lichtstrahl vom Berg Tabor sehen, ergriffen sein von Gottes Anwesenheit?

Der Herr hat Seine göttliche Gegenwart gelegentlich durch den Pfarrer von Ars aufleuchten lassen, so für Sr. Maria Gonzaga aus der Genossenschaft vom Heiligen Joseph, die 1845 halb gegen ihren Willen nach Ars kam.

„Im Augenblick, da wir aus dem Wagen stiegen, so lautet ihr eigener Bericht, wurde für die Katechismusstunde geläutet… Beim Betreten der Kirche sah ich den Pfarrer auf eine kleine Kanzel steigen. Meine Augen begegneten den seinen. Wie von einem Schwindel erfasst, sank ich ganz verwirrt in die Knie. Einen Augenblick später fühlte ich mich von einer Frau, in der ich Katharina Lassagne vermutete, vorwärtsgezogen. Sie nahm mich bei der Hand und bat mich näher zu treten, weil ich von meinem Platz aus nicht verstehen könnte. Sie ließ mich bis an die kleine Kanzel herantreten. Ich konnte einige Worte über die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und dem Wert des Leidens erhaschen. Ich weinte ununterbrochen. Meine Einstellung dem Heiligen gegenüber hatte umgeschlagen.“°²

Eine solche Erfahrung ist nur einigen vorbehalten. Der Pfarrer von Ars zeigt uns jedoch den Weg, dass auch in unserer Seele das Licht der Sonne Gottes aufleuchten kann. Es ist der Glaube, genährt durch das ständige Bemühen, die eigenen Vorstellungen dem Willen Gottes zu überlassen, besonders auch im Leiden.

Wenn uns das Evangelium von der Verklärung auf dem Berg Tabor verkündet wird, wird innerlich Realität, was wir hören. Denn Gottes Wort ist Licht. Die immer tiefere Erfahrung des eigenen Nichts und der Größe Gottes kann auch uns zu Boden werfen. Aber Jesus ist es, der uns anfasst, aufrichtet und jegliche Furcht nimmt. Bitten wir auf die Fürsprache des Hl. Pfarrers um einen immer größeren Glauben, damit Gottes Licht auch für uns und durch uns aufleuchten kann.
27.01.2023 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.81

°² Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.291f