19. Sonntag im Jahreskreis 13.08.2023 Lesejahr A

„Jesus sagte: Komm! (Mt 14,29)

„Um ein Heiliger zu sein, muss man ein Narr werden, den Verstand verloren haben.“ °Pfr. von Ars

„Petrus, aber warum hast du denn gezweifelt?“ Diese Frage des Herrn drängt sich doch auch uns auf, wenn wir Petrus auf dem Wasser untergehen sehen. Aber ehrlich, wäre ich überhaupt aus dem Boot auf das unruhige Wasser gestiegen auf das Wort des Herrn hin? Mit dem hl. Philipp Neri müsste ich antworten, ich weiß, was ich tun sollte, weiß aber nicht, was ich tun würde. Wahrscheinlich hätte ich nicht einmal den ersten Schritt gemacht, den Petrus gewagt hat. Es war schon ein Schritt gegen jede menschliche Vernunft.
Warum aber geht der Herr über das Wasser und versetzt seine Jünger in Angst und Schrecken? Sicher doch nicht, um ihnen ein Spektakel vorzuführen.
Der Herr hatte am Tag vorher 5000 Männer, dazu noch Frauen und Kinder, mit fünf Broten und zwei Fischen satt gemacht. Anschließend stieg Er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Nach dem Zwiegespräch mit dem Vater ging Er den nächsten Schritt Seines Heilswirkens.
Im Hunger so ganz unversehens und nicht erklärbar gesättigt zu werden, ist schon etwas Großartiges. Wie schön, wenn es immer so wäre! Der Herr kennt die Schwachheit der Menschen und möchte sie aus der Trägheit ihres Herzens hinüber führen in das Reich des Vaters. Denn dazu ist Er gekommen.
Er weiß, wie schwer es dem Menschen fällt, an Seine Gegenwart im Brot zu glauben, das Er ihnen schenken will. So bereitet Er zunächst die Jünger und dann auch uns Schritt für Schritt vor und lässt etwas von Seiner göttlichen Macht aufleuchten als Beglaubigung Seiner Worte.
„Komm!“ Das sagt der Herr auch zu uns. Er bietet allen das Heil an, aber ich muss es annehmen. Ich muss mich auf dieses Wagnis und Abenteuer einlassen, das meinen Verstand weit übersteigt.
Der Pfarrer von Ars hat dies erkannt, wenn er uns sagt, man muss ein Narr werden und den Verstand verloren haben, um ein Heiliger zu sein. Er wusste, wie mühsam es ist, Menschen zum Glauben an die Herrlichkeit der Verheißungen Jesu Christi zu führen. Das Irdische, Greifbare liegt uns einfach unmittelbar näher. Die Versuchung sich auf das zurückzuziehen, was wir kennen, ist riesig.
Johannes, der Verfasser der Offenbarung, kannte die Schwachheit des Menschen ebenfalls, aus der es nur einen Weg gibt, der innige und unaufhörlich Ruf:“ Komm, Herr Jesus! (Off 22, 20).
So wie der Herr „Komm“ sagt, dürfen wir immer wieder neu Ihn herbeirufen aus tiefster Not, sehnsüchtig, hingebungsvoll: „Komm, Herr Jesus!“ Der Segenswunsch des Johannes: „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!“ gilt für alle Zeiten, auch für uns. Die Gnade des Herrn wird uns niemals fehlen, wenn wir mit dem Pfarrer von Ars und allen Heiligen in den Ruf einstimmen: „Komm, Herr Jesus!“ Dann können wir trotz unruhiger See im Glauben an die reale Gegenwart des Herrn in der hl. Eucharistie bleiben.
ih 16.07.2023

°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, 1863, 2. Bd., S.169