„Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!“
Mt 10, 28
„Eines Tages, als er über das Gericht der Verdammten predigte, wiederholte er jeden Augenblick: ‚Eine von Gott verdammte Seele! Wohin wird diese Seele gehen? Von Gott verdammt, die ihr ganzes Glück sein sollte!‘ Er wiederholte diese Worte oft, da er vor Müdigkeit und Grauen nicht weiterkonnte. So brachte er die ganze Zuhörerschaft zum Weinen.“ °Cath. Lassagne
Die Worte des Herrn im heutigen Evangelium erschrecken uns und wir möchten sie am liebsten nicht hören. Aber es ist uns nicht erlaubt, eine Auswahl der Worte Jesu zu treffen, die uns passen oder nicht.
Wenn wir den ganzen Text des heutigen Evangeliums lesen, merken wir, dass es dem Herrn nicht darum geht, uns in Angst und Schrecken zu versetzen, sondern uns zum Heil zu führen. Ja, wir spüren Seine Sorge um jeden einzelnen Menschen. Der Vater zählt alle Haare auf dem Kopf und wir sind viel mehr wert als viele Spatzen. „Fürchtet euch also nicht,“ ist die zentrale Botschaft. Gleichzeitig wird uns aber auch die Ernsthaftigkeit und Tragweite der Entscheidung für Gott deutlich gemacht.
Der Pfarrer von Ars hat sowohl die Liebe Gottes als auch die Ablehnung dieser Liebe durch den Menschen ganz tief erfasst. Er wird nicht müde, den Gläubigen die Liebe Gottes zu verkünden in der tiefen Überzeugung, dass es so leicht ist, den Weg der Umkehr zu gehen, viel leichter, als getrennt von Ihm zu leben. Erschüttert von der Ablehnung Gottes, die er in seinem priesterlichen Dienst immer wieder schmerzlich erfährt, lässt er die Gläubigen an seinem tiefen Schmerz teilnehmen mit dem einzigen Ziel, sie zurück zur Annahme der Liebe Gottes zu führen.
Als ganz großes Gut hat uns Gott die Freiheit der Entscheidung für oder gegen Ihn geschenkt. Diese Freiheit wohnt im dreieinigen Gott. Denn Liebe ist ohne Freiheit nicht möglich.
Der Mensch geriet durch den Sündenfall in eine Trennung von Gott, die er aus eigener Kraft nicht überwinden kann.
Gottes unbegrenzte Liebe hat jedoch immer Pläne des Heils. Durch die Menschwerdung Seines Sohnes hat Er uns den Retter aus unserer Schwachheit geschenkt. Jesus wollte nicht nur in Maria Mensch werden, sondern auch in uns. Er selbst möchte die göttliche Freiheit in uns leben, die Freiheit der Hingabe, des Gehorsams, der Liebe, der Annahme des Leidens zur Heilung unserer Sündenschuld. Auf diesem Hintergrund müssen wir uns nicht fürchten. Wir kennen unsere Schwachheit, können aber darauf vertrauen, dass der Heilige Geist in uns so wie in Jesus die Stärke und Kraft ist, die uns zu Gott zieht trotz aller äußeren und inneren Schwierigkeiten. Jesus Christus will in uns der Sieger über die Sünde, d.h. über die Abwendung von Gott sein. Wir haben also wirklich Grund zur Freude, da wir von Ihm alles erwarten dürfen, damit unser Weg zum Vater im Himmel gelingt.
Lassen wir uns zum Pfarrer von Ars in seine Erfahrung mitnehmen, wie schrecklich die Trennung von Gott ist, aber wie leicht es ist, durch Jesus Christus zur Liebe des Vaters in der Ewigkeit zu gelangen.
31.05.2023 ih
Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, !959, S. 179