11. Sonntag im Jahreskreis 18.06.2023 Lesejahr A

„Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, … und Judas Iskariot, der ihn ausgeliefert hat.“ Mt 9,38ff

„Da sind welche, die so gut begonnen haben, die die heilige Messe durch einige Monate so würdig gefeiert haben! Und dann?...“ °Pfr. von Ars

Die Erzählungen der Heiligen Schrift wollen niemals nur geschichtliche Ereignisse vermitteln, sondern immer auch eine Botschaft weitergeben. Für Jesus ist die Aussendung von Arbeitern in Seinen Weinberg ein zentrales Anliegen. Wir alle kennen Seine Einladung zum Gebet um Arbeiter für die Ernte im Weinberg Gottes. Auch die Aufzählung der Apostel ist geläufig. Gilt das aber auch für die Bedeutung dieser Namen?
Der Zusatz bei Judas Iskariot, der Ihn ausgeliefert hat, ist nicht nur ein historischer Hinweis. Erschreckend. tut sich die Möglichkeit auf, der Berufung untreu zu werden, ja noch schlimmer: zum Verräter des Herrn zu werden.
Die Gnade des Herrn wird den berufenen Arbeitern niemals fehlen. Aber Gott lässt weiterhin dem Menschen die Freiheit, auch und gerade im Dienst der Verkündigung und Heilung.
Besonders in den letzten Jahren wurde die Kirche zutiefst erschüttert durch die Untreue von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern bis in die höchsten Reihen, sodass dabei übersehen wird, wie viele in großer Treue, Hingabe und Liebe ihren Hirtendienst ausgeführt haben und bis heute ausführen.
Sehen wir diesen Schmerz als einen Teil der Reinigung der Kirche auf dem Wege zu ihrer Erneuerung.
Der Pfarrer von Ars kannte zutiefst die Zerbrechlichkeit des Menschen auch im priesterlichen Dienst, hatte er dies doch in seiner Kindheit und Jugend schmerzlich in den Wirren der französischen Revolution erfahren, in der so viele Priester ihrem Auftrag untreu geworden sind. Der abgrundtiefe Schmerz darüber hat ihn sein Leben lang geprägt. So hat er die Mädchen der Providence immer wieder um das Gebet für sich selbst gebeten, aber auch für die Priester überhaupt. Gleichzeitig aber hat er die Gläubigen gewarnt, schlecht über die Priester zu sprechen:
„Manche haben die Angewohnheit immer schlecht über die Priester zu sprechen und sie zu verachten. Passt auf, meine Kinder, sie sind die Vertreter Gottes, alles, was ihr sagt, fällt auf Gott selbst zurück; ihr würdet besser daran tun, für sie zu beten.“ °
Verachtung trifft zurzeit nicht nur schuldig gewordene Priester, sondern die Kirche als Ganzes. Aber auch das ist Teilnahme an der Verachtung des Herrn, die Er in Seinem Kreuzestod erlitten hat.
Jean Marie Vianney wusste, dass jeder Priester, aber auch jeder gläubige Mensch zu einem Judas, zu einem Verräter werden kann.
Hüten wir uns also vor jedem schlechten Wort über Priester oder Gläubige und hüten wir uns noch mehr vor der Verachtung von Menschen, die gefehlt haben. Auch ich habe mit meinen Sünden den Herrn schon verraten. Beten wir mit dem Pfarrer von Ars füreinander, damit wir alle in einem Gebetsnetz getragen werden, das uns vor Untreue und Verrat schützt.
24.05.2023 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.129
°² Mgr René Fourrey, Ce que prêchat le Curè d’Ars, 2009, S. 87, übersetzt ih