1.Fastensonntag 26.02.2023 Lesejahr A

„Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Mt 4,4

„Es ist ganz ausgeschlossen, Gott zu lieben und ihm zu gefallen, ohne von seinem göttlichen Wort genährt zu werden.“ ° Pfr. von Ars

Das Fasten des Herrn ist für uns immer wieder eine Herausforderung, kennen wir doch unsere Schwäche und  könnten wohl auch bei einem solchen Fasten unsere täglichen Pflichten nicht erfüllen.

Aber geht es wirklich um einen extremen Nahrungsentzug? Nein! Jesus will uns über die diesseitige Wirklichkeit hinaus in sein Reich führen, das durch uns in  dieser Welt sichtbar werden soll. Dazu gehört  die Hinwendung zu Gott, zu Seiner Botschaft, zu Seinem Wort, das der Herr selbst ist.

Vor Beginn Seiner öffentlichen Verkündigung macht Jesus Christus die Botschaft des Vaters in Seiner Person sichtbar. Er lebt im Vater, im Empfangen, im Hören, in der Hingabe, in einem ständigen Austausch, sodass die natürlichen irdischen Bedürfnisse in den Hintergrund treten. Im  Vater ist Er hellwach und stark, sodass Er den Versuchungen des Teufels widerstehen kann. Der Herr weiß, dass alle die Ihm nachfolgen, ebenfalls Angriffsziel der Versuchungen des Teufels sein werden - auch heute. Und Er zeigt uns den Weg zu Standhaftigkeit in der Treue zum Vater.

Das Wort Gottes ist nicht als erstes Information, sondern Nahrung für Geist und Seele, sodass Jesus immer wieder neu in den Herzen der Menschen, die sich Ihm öffnen, Gestalt annehmen kann.

Der Pfarrer von Ars zeigt uns,  bis zu welchem Grade das Wort Gottes himmlisches Leben in unsere Welt bringt. Wir schauen nicht  auf sein extremes Fasten, dass wir nicht nachahmen können und auch nicht sollen. Für die Ärzte seiner Zeit war Jean-Marie Vianney ein Wunder, da menschlich sein Überleben bei seiner extremen Askese nicht erklärbar war. Er war einfach ein Geschenk der Gnade, der er mit allen seinen Kräften entsprochen hat, sodass das Licht des Glaubens wieder aufleuchten konnte. Wir schauen vielmehr auf seine Liebe zum Wort Gottes.

„Zu liebenswert,  um anderen seine Lebensform aufzuerlegen, zu sehr übrigens dagegen, anderen als Zeugen seine Strenge zu zeigen, verzichtete auf seine Gewohnheiten, wenn er seine Mitbrüder oder seine Verwandten empfing. Er ließ dann eine angemessene Mahlzeit vorbereiten, teilte auf, schenkte zu trinken ein, ermunterte zu essen, er selbst saß von allem…. Am Tisch des Pfarrers von Ars, war er es, der aus Tugend aß, es waren die Gäste, die das Essen vergaßen, weil die Unterhaltung des Gastgebers sie in das Paradies brachte. Wenn man in  Ars war, sagten seine Nichten, war es wie am Tag der ersten Kommunion: man hatte keinen Hunger mehr.“°²

Später vergaßen die Menschen, die tagelang auf die Beichte warten, auf alle zum Leben notwendigen Dinge, bezeugte ein Pilger. „Schlecht untergebracht, schlecht ernährt, vor Tagesanbruch aufgestanden, eingepresst, eingeengt, zurückgestoßen, leisteten sie Widerstand der Kälte, dem Hunger, dem Durst, der Müdigkeit, Schlaflosigkeit, um endlich einige Worte des guten Heiligen zu hören.“°³

Schenken wir mit Hilfe unseres Guten Pfarrers in dieser Fastenzeit dem Wort Gottes täglich Zeit entsprechend unseren Möglichkeiten, damit in uns die Liebe zum Wort Gottes, zum Herrn selbst, wachsen kann.
23.01.2023 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, !959, S.153
°²Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S,47f, übersetzt ich

°³ ebenda, S. 99