„Er ist auferstanden; er ist nicht hier … Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat“ Mk 16,6f
„O meine Seele, schau was du wert bist: ein Gott hat in der Arbeit und der Armut gelebt, er ist in schrecklichen Qualen gestorben, um dich zu erlösen: du bist das Blut eines Gottes wert.“° Pfr. von Ars
Osterjubel ist im heutigen Evangelium kaum erfahrbar. Die drei Frauen Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome sind mutig. Wenn sie ihren Herrn im Grab suchen, zeigen sie sich als seine Anhängerinnen. Es könnte ihnen ebenso eine Verurteilung drohen. Aber ihre Liebe ist stärker als die Angst vor den Mächtigen.
Der Schrecken packt sie erst beim Anblick des jungen Mannes mit weißem Gewand im Grab. Wenn Gott sich zeigt, in welcher Form auch immer, ist der Mensch einer schrecklichen Furcht ausgeliefert. Die Heiligkeit Gottes ist für uns Menschen unerträglich.
„Erschreckt nicht!“ stärkt sie der Engel, aber offensichtlich ohne Wirkung.
„Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Sie sagten niemanden etwas davon; denn sie fürchteten sich“ (Mk 16, 8). So berichtet uns das Evangelium im weiteren Satz, der heute nicht vorgelesen wird, aber zum Verständnis wesentlich dazu gehört.
Keine Spur von Freude über die Verkündigung der Auferstehung!
Der Auftrag durch die Frauen an die Jünger, nach Galiläa zu gehen, um den Herrn zu treffen, ist Hinweis auf die Gottheit Jesu und gleichzeitig unser irdisches, noch unerlöstes Leben.
Jesus hatte Seinen Jüngern angekündigt, dass Er nach Seiner Auferstehung ihnen nach Galiläa vorausgehe werde (Mk 14, 28). So erfahren die Frauen die Bestätigung der Worte Jesu vor Seinem Tod. Aber sie sind in Ohnmacht und Unverständnis vor der Tatsache der Auferstehung.
Wie oft machen wir mit Bekannten einen Treffpunkt aus. Das ist eine ganz alltägliche Situation. Ob die Jünger begeistert waren, dass sie wieder zurück nach Galiläa gehen sollen? Ob sie sich überhaupt sich auf den Weg machen wollten? Wir wissen es nicht. Aber so viele Verpflichtungen in unserem Leben passen uns gerade nicht und doch müssen wir sie erfüllen.
Wenn der Herr nach der Auferstehung einen solch alltäglich wirkenden Auftrag gibt, bedeutet das doch auch, dass Er nicht nur in unsere großen Leiden und in den Tod hineinsteigt, sondern in alles, was uns vielleicht gerade nicht passt, in unsere Pflichten, in unseren Stress.
Wir haben die Freude der Auferstehung viel zu sehr getrennt von unserem alltäglichen Leben. An Ostern feiern wir den Jubel über das Leben, um im nachfolgenden Alltag in den alten Trott zurückzufallen. Aber der Herr möchte uns in allem Seine Auferstehung erfahrbar machen.
Der Pfarrer von Ars hat dies zutiefst erkannt, wenn er nicht nur in dem schrecklichen Leiden, sondern auch in der Arbeit den Preis der Erlösung sieht. Versuchen wir es mit seiner Hilfe, in allen belastenden Situationen voller Stress, in denen wir nicht wissen, wie wir den Aufgaben gerecht werden können, den Herrn einzuladen. Der Herr möge uns führen. Er möge uns seine Auferstehung erfahren lassen. Die Verpflichtungen werden nicht weniger. Aber die Kraft zur Erfüllung unserer Aufgaben fließt uns dann vom auferstandenen Herrn zu. So wird unser Leben am Hochfest von Ostern und im grauen Alltag immer mehr zur Einheit im Herrn in der Kraft der Auferstehung.
1.03.2024 ih
Aus: °Monseigneur Convert, ma retraite avec le saint curé d‘,ars, Nachdruck 1998 , S.12