„Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Joh 13,6f
„Das sicherste Mittel, den Willen Gottes zu erkennen, ist, zu unserer guten Mutter zu beten.“ °Pfr. von Ars
Petrus können wir doch sehr gut verstehen. Auch wir möchten nicht, dass der Herr uns die Füße wäscht, Er unser Meister und Erlöser. So wie Petrus, auf dieselbe Weise, möchten wir dem Herrn dienen.
Aber der Herr bremst ihn liebevoll aus. Du verstehst es jetzt nicht, wirst es später begreifen.
Das Im-Nachhinein-begreifen ist für unser ganzes Leben wesentlich. Schon zu Mose sagt der Herr: „Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle ich dich in den Felsspalt und halte meine Hand über dich, bis ich vorüber bin. Dann ziehe ich meine Hand zurück und du wirst meinen Rücken sehen. Mein Angesicht kann niemand schauen“ (Ex 33, 22f). Gott schützt uns also, indem Er uns nur Seinen Rücken sehen lässt, die Erkenntnis erst im Nachhinein schenkt.
Es ist schwierig für uns, das anzunehmen. Aber wenn der Herr es sagt, lohnt es sich, sich darauf einzulassen.
Wir haben unsere eigenen Vorstellungen, gehen voll Eifer ans Werk und sind enttäuscht, wenn unsere Vorhaben nicht gelingen. Wir wollten doch nur das Reich Gottes mitaufbauen.
Aber der Herr möchte uns in Seine Nachfolge mit hineinnehmen. Er begnügt sich nicht mit guten Werken, Pastoralplänen und anderen Vorhaben. Er möchte uns ganz, so wie Er selbst ganz dem Vater gehört. Der Weg dazu ist, ganz den eigenen Willen immer mehr dem Willen des Vaters einzufügen. Dann wirkt der Vater Seine Werke, die weit größer sind, als wir dies mit eigener Kraft könnten. Sie übertreffen unsere Vorstellungen ganz.
Wir wissen doch, wie schwer es ist, auf den eigenen Willen zu verzichten, besonders bei guten Absichten und Plänen. Beim Beharren auf der eigenen Position kommt es dann leider zu Unfrieden, Trennungen, Spaltungen, wie wir es in Kirche und Welt täglich schmerzvoll sehen.
Der Pfarrer von Ars hatte selbst einen sehr starken Willen und musste erst durch viele schmerzvolle Erfahrungen lernen, seinen Willen vollkommen in die Pläne Gottes einzuordnen. Sein Weg zum Priestertum war überaus schwierig, fast bis zur Aussichtslosigkeit. Doch hat Gott ihn zum Priestertum geführt durch alle Hindernisse hindurch.
In der Erkenntnis der eigenen Schwäche hat Jean Marie Vianney Zuflucht zur Muttergottes gesucht. Sie ist das einzige Geschöpf, das niemals aus dem Willen Gottes herausgefallen ist und uns in diese Hingabe mit hineinnehmen möchte.
Sie hat von der Verkündigung bis unter das Kreuz so vieles nicht verstanden und hat mit ihrem ganzen Leben das Ja vollzogen, das sie dem Engel gegenüber gegeben hat. So war sie immer in ihrem ganzen Sein eins mit dem Herrn.
Diese wesensmäßige Einheit mit dem Herrn ist die größte Anbetung, die wir Ihm heute an Gründonnerstag und an allen Tagen unseres Lebens schenken können.
Bringen wir mit dem Pfarrer von Ars unserer guten Mutter all unsere Schwäche und Ohnmacht und bitten sie, uns in ihr Ja, ihr Fiat hineinzunehmen und zu ergänzen, was uns fehlt, gerade dann, wenn wir Gottes Wege nicht mehr verstehen.
23.02.2024 ih
Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.310