Fest der Heiligen Familie 31.12.2023 Lesejahr B

„Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott…“ Lk 2,27f

„Sind wir nicht viel glücklicher als Simeon? Wir dürfen Ihn immer behalten, wenn wir wollen … Er kommt nicht nur in unsere Arme, sondern in unser Herz.“ °Pfr. von Ars

Warten, ein Leben lang warten auf den Herrn, das konnte Simeon nur in der Kraft des Heiligen Geistes, der ihm offenbart hatte, er werde vor seinem Tod den Christus des Herrn sehen.
Auf den Herrn hin leben, auf die Begegnung mit Ihm, soll das Ziel jedes Menschen sein. Aber es gibt so vieles, was größere Anziehungskraft zu haben scheint und die Aufmerksamkeit des Menschen an sich zieht, selbst im Tempel und im religiösen Leben. Es waren doch so viele im Tempel zu Jerusalem. Aber nur Simeon und Hanna waren fähig, das göttliche Kind zu erkennen, Ihn anzunehmen und zu preisen.
Die täglichen Sorgen eines langen Lebens haben ihre Hoffnung auf den Herrn nicht verdunkelt, sondern gereinigt und verstärkt.
So konnte Simeon erkennen, dass dieses Kind zu einer Entscheidung herausfordert. Jesus kommt nicht, um menschliche Wünsche zu erfüllen, sondern den Menschen zurückzubinden an Gott, den Vater. Und dies bedeutet ein Schwert, das zuerst die Seele Mariens, aber auch das Herz Simeons durchdringt. Sonst wäre er gar nicht zu dieser tiefen Erkenntnis fähig gewesen. Dieses Schwert wird jeden durchbohren, der sich für dieses Kind entscheidet, auch uns
Aber wie gehen wir damit um? Wenn Leid und Schmerz uns oder uns anvertraute Menschen treffen und unser Gebet um Hilfe und Rettung scheinbar nicht erhört wird, wie reagieren wir dann? Fallen wir in Hoffnungslosigkeit, klagen wir eventuell sogar Gott an?
In der Schule des Pfarrers von Ars, können wir lernen, was es heißt, Jesus immer in unser Herz aufzunehmen.
Er wurde an das Sterbebett einer jungen Mutter gerufen, die untröstlich war, ihre fünf Waisen allein in der Welt zurücklassen zu müssen. Nach dem Gespräch mit dem Pfarrer von Ars „war sie nicht nur mit dem Willen Gottes zufrieden, sondern sie brachte auch bereitwillig ihr Leben zum Opfer. Sie verlangte sehnlichst nach dem Tode, nannte sich glücklich, dass sie ihre Kinder jetzt dem Schutz eines Gottes anvertrauen könne, in dem alles Vollkommenheit sei.“°²
Was hätten wir am Bett dieser sterbenskranken Frau gemacht, gesprochen?
Es scheint für uns unfassbar zu sein. Doch zeigt uns der Pfarrer von Ars die tiefste Tiefe unseres Glaubens auf. Im unbegreiflichen Kreuz liegen Trost und Leben. Auch wenn wir es nicht fassen können, schauen doch wir auf Maria unter dem Kreuz, auf Simeon mit dem Kind im Arm und auf den Pfarrer von Ars am Sterbebett dieser armen Mutter. Vertrauen wir alle unsere Armut und Armseligkeit dem Herrn an, dass Er uns durch den Heiligen Geistes in der Stunde des Leidens hält und so Licht in die Welt strahlen lässt.
3.12.2023 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.140
°² Leben