„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ Mk 16,19
„Tränen, und so aufrichtige Tränen, dass er sich deren gar nicht mehr schämte, flossen in Strömen über seine Wangen. Was er hörte, überstieg so sehr seine Erwartung, dass er zu träumen glaubte. Was ihn am meisten traf, war die große Überzeugung, die jedes Wort begleitete, und das sich mit der Seele des Heiligen in eines jeden Inneres ergoss.“ °Zeugnis eines Arztes aus Lyon bei der Katechese des Hl. Pfarrers.
Wenn wir die Worte dieses Evangeliums hören mit der Zusage großer Zeichen bei der Verkündigung, fragen wir uns, wie wir das heute verstehen sollen, die die wir diese Zeichen nicht sehen: Dämonen werden ausgetrieben, neue Sprachen werden gesprochen. Schlangen und tödliches Gift können nicht mehr schaden, Heilungen von Kranken geschehen bei der Auflegung der Hände. Es klingt geradezu triumphalistisch. Wünschen wir uns nicht manchmal im Geheimen, dass mit einer solchen Kraft das Wort Christi alle Menschen erreichen könnte. Unsere Realität sieht anders aus.
Aber müssen wir nicht unser Bild von der problemlosen Verkündigung korrigieren? Es dauerte nicht lange, bis die ersten Christenverfolgungen ausbrachen. Nach der Steinigung des Stephanus kam es zu einer schweren Verfolgung der Kirche in Jerusalem. Alle wurden in die Gegenden von Judäa und Samaria zerstreut mit Ausnahme der Apostel. Ließen sich die Gläubigen dadurch entmutigen? Im Gegenteil. Sie nutzten diese Gelegenheit, zogen umher und verkündeten das Wort. Durch die Situation, die ihnen den Tod bringen sollte, wurde das Wort Christi in die Welt getragen (Apg 8,ff). Und auch Saulus, schuldig am Tod des ersten Märtyrers, empfängt durch das Vergebungsgebet des Stephanus nach längerem Wüten gegen die neue Botschaft die Gnade der Umkehr.
So wurde die prophetische Zusage nach dem Sündenfall Wirklichkeit. Die Nachkommen der Frau treffen den Satan am Kopf, sie selbst aber werden an der Ferse getroffen (Gen 3,15). Die Schlange kann nicht mehr den ewigen Tod bringen.
Paulus verkündet nun: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, wegen Gegenwärtiges, noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8, 38f). Paulus und die ersten Christen wissen, dass der Herr, der zur Rechten Gottes sitzt, ununterbrochen für sie eintritt.
Dieser Blick nach oben, diese innige Vereinigung mit dem Herrn führten auch beim Pfr. von Ars zu einer für uns unvorstellbaren Wirksamkeit seiner Verkündigung, wie die Worte des Arztes aus Lyon eindrucksvoll bezeugen. Es kann nur der Herr selber wirken und durch uns nur soweit, wie wir Ihn wirken lassen.
Waren wir nicht auch schon enttäuscht, wenn unsere eigenen Bemühungen um das Reich Gottes erfolglos bleiben? Die Lösung ist nicht, immer neue Pläne zu entwickeln, sondern auf den Herrn zu schauen, von Ihm alles zu erwarten, selbst in einer scheinbaren Erfolglosigkeit. Er allein kann alles zum Heil wenden. Er allein hat die Zukunft der Kirche in der Hand.
Laden wir den Pfarrer von Ars ein, uns seinen Weg zu lehren, in all unseren Fähigkeiten die eigene Unfähigkeit anzuerkennen und von der Güte des Herrn alles zu erwarten. Seit der Himmelfahrt ist der Herr immer bei uns. Das genügt!
ih 4.04.2024
Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 2. Bd. S.273