Allerheiligen 1. 11. 2024

„Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.“ Mt 5,8

„Wenn ein Herz rein ist, kann es sich nicht mehr dagegen erwehren zu lieben, denn es hat die Quelle der Liebe gefunden, die Gott ist. Selig, sagt unser Herr, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen!“° Pfr. Von Ars

An jedem Allerheiligenfest hören wir die Seligpreisungen nach Matthäus, die zentrale Lehre unseres Herrn an alle, die den Weg der Heiligkeit gegangen sind und gehen wollen.
Wie vieles sehen wir heute tagtäglich in einer großen Bilderflut! Besteht überhaupt noch der Wunsch Gott zu schauen? Diese Sehnsucht scheint nicht mehr oft vorhanden zu sein. Aber täuschen wir uns nicht! Gott selbst hat diese Sehnsucht in jedes Menschen Herz gelegt, sodass sie durch Irdisches niemals endgültig zerstört werden kann.
Der Pfarrer von Ars hat in jedem Menschen dieses Samenkorn der Sehnsucht nach der Reinheit, um Gott schauen zu können, gesehen und seinen priesterlichen Dienst eingesetzt, um die Menschen zur Erfüllung dieser Sehnsucht zu führen.
Reinheit war für ihn die Freiheit von jeder irdischen Anhänglichkeit, besonders aber auch der Sieg über sexuelle Versuchungen. In seinem Dienst als Beichtvater hat er erkannt, dass diese Sünde am schwersten auszurotten ist.
Vianney hat von sich selbst gesagt, dass er niemals sexuelle Versuchungen hatte. Wenn er sie gehabt hätte, hätte er sich gegeißelt. Wenn also der Heilige Pfarrer immer wieder betont, keinerlei Gaben zu haben, so hat er übersehen, dass dies eine außergewöhnliche Gnade ist. Wie viele Heilige haben um die Gabe der Keuschheit ringen müssen wie zum Beispiel auch der heilige Franziskus!
Aber er wusste durch seine Beichterfahrung, wie schwer es ist, auf den Weg der Keuschheit zurückzukehren, wenn man lange Zeit in sexuellen Sünden gebunden war. Geduldig hat er allen Sündern geholfen, durch sein Gebet, seine Askese, sein Fasten und seinen Dienst im Sakrament der Versöhnung.
Eine Pariserin war lange in ihrem sittenlosen Leben gefangen, als ein Priester ihr eine Reiseunterbrechung in Ars angeraten hatte. Der Pfarrer von Ars erkannte sie auf dem Dorfplatz und lud sie ein, ihm zu folgen, nahm ihr aber nicht die Beichte ab. Er erkannte, dass ihr Stolz und ihre Sinnlichkeit sie von einer echten Bekehrung abhalten würde. Er sah ihren schweren Weg zurück zum Heil voraus und riet ihr, nach Paris nicht mehr zurückzukehren und Abtötungen auf sich zu nehmen. Sie ging aber trotzdem nach Paris zurück und fiel wieder in die früheren Sünden. Aber nun packte sie Ekel und sie schrie zu Gott. Sie floh in ihre Wohnung am Mittelmeer, hielt sich an die Weisung des Pfarrers von Ars. „Eine innere Gnade drängte sie mächtig und half ihr, jene Mahnungen treu zu befolgen.“ °² Nach drei Monaten war ihre Bekehrung so vollständig, dass sie nur noch mit Entsetzen daran dachte, wie sie früher einmal gelebt hatte.
Gerade in unserer heutigen Zeit, in der ein Recht auf Sexualität vom Kindergarten bis zum Seniorenheim propagiert wird, sind die Worte unseres Herrn und die Anweisungen des Heiligen Pfarrer von Ars von ganz besonderer Bedeutung, damit wir endlich wieder zu einer Kultur des Lebens gelangen, damit Menschen den tiefen Sinn ihres Lebens, der sich nur in Gott erfüllt, begreifen und darüber jetzt schon Freude in ihrem Herzen erfahren können.
Die Umkehr fängt immer bei uns selbst an. Aber der Herr wird uns nicht verlassen, wenn wir uns nach ihm ausrichten wollen. Der Pfarrer von Ars wird in seiner großen Geduld an unserer Seite sein und unsere Bemühungen segnen, damit auch wir das Ziel erreichen, reinen Herzens Gott einmal schauen zu dürfen.
29.10.2024 ih

° Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, S. 56, übersetzt ih
°² Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars S.261f