7. Sonntag der Osterzeit 12.05.2024 Lesejahr B

„Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.“ Joh 17,17f

„Aber die Wahrheit! Sie ist unerschöpflich! Sie ist unversiegbar! Sie strömt von Leben! Sie ist glühender als dieses schöne Feuer.“ °Pfr. von Ars

„Was ist Wahrheit?“ (Joh 18, 38). So fragt Pilatus den Herrn, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin …die Wahrheit“ (Joh 14,6). Pilatus hat den Herrn nicht verstanden und auch wir haben Mühe, Ihn zu verstehen. Die Wahrheit – eine Person, die Wahrheit – Gott selbst, obwohl Wahrheit doch etwas ganz Abstraktes zu sein scheint?
Im Paradies hat die Schlange die Verwirrung des Wortes Wahrheit begonnen und wird ihr Werk bis zum Ende der Welt weiter fortführen. Der Herr hat Leben in Fülle gegeben, das Er geschützt hat durch das Verbot, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Die Schlange hat diese Worte verdreht und konnte so den Menschen von der Wahrheit wegziehen. Worte und Leben waren nicht mehr identisch.
Gott hat Pläne des Heils, die er trotz des Widerstandes des Menschen nicht aufgibt. Durch Jesus Christus hat Er sich als Vater geoffenbart. Dies ist Sein Name, den Er Jesus gegeben hat. Jesus betet in Seinem Hohepriesterlichen Abschiedsgebet vor Seinem Tod: Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen (Joh 17,11b). Er ist also gekommen, um uns in die Wahrheit Gottes, die Er selbst ist, wieder zurückzuholen.
Wir verstehen es nicht, aber das ist offensichtlich nicht ohne Seinen Tod am Kreuz möglich.
Jesus steht kurz vor der Heimkehr zu Seinem Vater in die andere Welt, die uns noch verschleiert ist. Nach Seiner Auferstehung hat Er nicht mehr den Leib wie vorher. Er kann essen und trinken, aber auch durch verschlossene Türen gehen. Er lebt da bereits in einer anderen Wirklichkeit und will uns auf dieses Leben vorbereiten. Sein Wort, das Er selbst ist, ist dieser Weg.
Wenn wir Ihn das Wort Vater aussprechen hören und dies in uns aufnehmen, so fließt das göttliche Leben in uns hinein. Im Wort der Heiligen Schrift wird Gott uns gegenwärtig und wird mit uns eins, wenn wir es zulassen. Wir werden zurückgeführt in Seine Wahrheit, in der Wort und Sein eine Einheit sind.
Der Pfarrer von Ars hat dies ganz tief erfasst in seinen jubelnden Worten über die Wahrheit: unerschöpflich, unversiegbar, strömend von Leben, glühender als Feuer! Diese Wahrheit können wir immer tiefer aufnehmen, wenn wir das Wort des Herrn lesen oder noch wirkungsvoller im Gottesdienst hören.
Maria hat die Botschaft des Engels gehört und angenommen. So konnte Jesus aus ihr Mensch werden. Jesus will durch das Empfangen Seines Wortes auch in uns Mensch werden, um uns Anteil zu geben an der Heiligkeit des Vaters.
Der Pfarrer von Ars, der so viele Menschen zur Heiligkeit geführt hat, wird auch uns beistehen, dass wir auf diesem Weg keine Hindernisse zu scheuen, sondern in der Kraft der Wahrheit immer unser Ja zu Seinem Heilsplan geben.
10.04.2024 ih

Aus: °Jean- Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.154