6. Sonntag im Jahreskreis 11.02.2024 Lesejahr B

„Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. Mk 1,42ff

„Lassen wir die Kinder der Welt reden. Leider sind sie nur allzu blind. Es gibt heute genauso Ungläubige, wie es Ungläubige zurzeit unseres Herrn gegeben hat. Jesus heilte in Judäa die Kranken, trieb die Teufel aus, weckte Tote zum Leben, und doch glaubten viele nicht an ihn. Er würde heute die gleichen Wunder unter uns wirken, da es auch heute noch Ungläubige gibt.“ °Pfr. von Ars

Das heutige Evangelium trifft uns mitten ins Herz. Es ist ein unglaubliches Ereignis, vom Aussatz geheilt zu werden, ein Event, das die Aufmerksamkeit aller Menschen auf sich zieht. Außer diesem einen Aussätzigen heilte Jesus noch zehn weitere auf dem Weg nach Jerusalem (Lk 17,14ff). Aber es gab doch eine Vielzahl weiterer Erkrankter in Judäa und Galiläa, die dieses Heilungswunder nicht erfahren durften. Warum diese scheinbare Ungleichheit der Zuwendung der Barmherzigkeit Gottes? Geht es wirklich allein um eine körperliche Heilung?
Jesus hatte ganz andere Pläne, als die Bewunderung vieler Menschen auf sich zu ziehen. Wenn er den Geheilten streng anwies, niemandem etwas zu erzählen und sich den Priestern zu zeigen, damit sie Zeugen Seiner Vollmacht werden, so wollte Er doch wohl in Einklang mit Priestern und Schriftgelehrten den Weg der Erlösung gehen.
Im Gehorsam den Worten Jesu gegenüber hätte der Geheilte am Erlösungswerk des Herrn mitgewirkt. Natürlich ist es schwer, bei einem solchen Geschehen zu schweigen. Wenn Jesus jedoch eine Anweisung gibt, so schenkt Er auch die Gnade, diese zu erfüllen. Dazu muss das Vertrauen auf den Herrn größer sein als bei der Bitte um Heilung. Das Zeichen der Heilung Weniger ist ein Hinweis auf Seine Vollmacht, den Menschen aus Tod und Sünde zu erretten und zu erlösen. Jesus wollte Sein Heilswerk nicht gegen die geistliche Obrigkeit, sondern mit ihnen im Gehorsam dem Vater gegenüber wirken.
So aber hat der vom Aussatz Geheilte Jesu Pläne blockiert. Der Herr konnte sich in keiner Stadt mehr zeigen und hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Seine Verkündigung vom Kommen des Reiches Gottes wurde also abrupt unterbrochen. Wenn die Menschen Ihn trotzdem suchten, dann sicher um noch solche großartigen Heilungen zu erleben.
Der Pfarrer von Ars hat erkannt, wie der Unglauben das Erlösungswirken des Herrn blockiert. Die Erwartung der Menschen ist groß auf Erleichterung von Krankheiten Sorgen und Problemen. Die Sehnsucht nach dem ewigen Heil, dem Leben beim Herrn in der Herrlichkeit tritt in den Hintergrund.
Und doch geht Jesus weiter Seinen Weg zur Erlösung der Menschen. Tröstlich dass der Mensch Gottes Pläne nicht zerstören kann, wohl aber stören – zum Preis von Tod und Leiden des Herrn. Seither sind auch wir eingeladen, nicht bei der Freude an diesseitigen Ereignissen zu haften. Das können selbst auch einmalige beeindruckende Gottesdienste oder Pilgerreisen sein, die dann immer wieder irgendwo gesucht werden.
Wenn das ewige Licht in Kapellen und Kirchen erlischt, die Teilnehmerzahl an „normalen“ Werktagsmessen immer geringer wird, Priester alleine im Beichtstuhl sitzen, ein Rosenkranz nicht mehr gebetet werden kann, weil ein zweiter Mitbeter fehlt, dann gehen wir mit dem Herrn in die Einsamkeit. Er wartet dort schon auf uns, um trotz unserer Enttäuschungen und Entmutigungen den Weg der Erlösung mit uns weiterzugehen. Der Pfarrer von Ars, der so oft gegen die Verzweiflung gekämpft hat, wird uns mit seiner Fürsprache zur Seite stehen.
17.01.2024 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 81