5. Sonntag im Jahreskreis 4.02.2024 Lesejahr B

„In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett.“ Mk 29f

„Wir müssen „einander lieben“, nicht weil Gott es befiehlt, sondern weil wir alle denselben Schöpfer und den gleichen Ursprung haben; damit wir alle dieselbe Familie bilden, deren Haupt Jesus Christus ist, und wir alle sein Bild tragen und ihm ähnlich sind.“ ° Pfr. von Ars

Schnell überlesen wir Einzelheiten in der Überzeugung, dass wir das Evangelium doch schon kennen. Doch lohnt es sich immer wieder, genau hinzuschauen. Das Wort Gottes ist unerschöpflich.
Jesus ging zusammen mit Jakobus und Johannes, Brüder, in das Haus des Simon und Andreas, ebenfalls Brüder. Der Herr hat also zwei Brüderpaare mit äußerst unterschiedlichen Charakteren in Seine Nachfolge berufen. Ist das nicht auch Verkündigung? Die vielbeschworene geschwisterliche Liebe ist gar nicht so leicht zu leben, wissen wir aus eigener Erfahrung. Anlagen und Interessen können äußerst unterschiedlich sein und zu Konflikten führen. Doch ist es eine Familie.
Diese zwei Brüderpaare sprechen mit Jesus über die kranke Schwiegermutter des Simon. In der Sorge um ein krankes Familienmitglied sind sie sich also einig. Und der Herr reagiert auf ihre Liebe, indem er die Schwiegermutter sofort heilt. Sie antwortet mit ihrem mütterlich-hausfraulichen Dienst für alle. Das ist ihr Dank.
Das Gebot Einander- zu-lieben kennen wir alle, denken aber manchmal eben nicht an den Nächsten in der eigenen Familie, sondern an den Übernächsten, zu dem wir Abstand halten können. Da fällt die Nächstenliebe scheinbar etwas leichter.
Aber der Pfarrer von Ars hat dieses Gebot zutiefst erfasst, wenn er verkündet, dass dies eine Einladung ist, eine einzige Familie Jesu Christi zu bilden mit dem ausschließlichem Ziel, durch Leid hindurch zur ewigen Herrlichkeit miteinander zu gelangen.
Im Weiteren mahnt Vianney, dass die Nächstenliebe allein dem anderen dienen muss und nicht der eigenen Genugtuung oder dem Eigeninteresse.°²
Der Pfarrer von Ars kennt den Menschen gut. Er hat selbst erfahren, dass diese Nächstenliebe abgelehnt wird, oft mit Demütigungen und mit zahlreichen Versuchungen zur Entmutigung verbunden ist. Aber diese Leiden sind die Bedingung für den Sieg, sodass am Ende eine unerschütterliche Güte triumphiert: „die totale Hingabe in Milde und Sanftmut“ °³
Kein leichter Weg! Aber die Familie Jesu Christi aufzubauen, entspricht dem Heilsplan des Vaters. Wir können mit dem Pfarrer von Ars auf Gottes Gnade rechnen, wenn wir diesen Weg beschreiten. Der Herr wird uns dabei niemals im Stich lassen.
11.01.2024 ih

Aus: Monseigneur Convert, ma retraite avec le saint curé d’ars, Nachdruck 1998, S.145, übersetzt ih
²ebenda, S. 146,³S. 143