5. Sonntag der Osterzeit 28.04.2024 Lesejahr B

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und verdorrt.“ Joh 15, 5f

„Der Gerechte, der aus dem Glauben lebt, ist einem jungen Weinberg voll süßer Trauben ähnlich: Er verbreitet um sich den feinen Duft seiner Tugenden, und die Überfülle seiner Werke sticht hervor. Wer aber nicht mit Gott lebt, ist einem dürren Weinstock ähnlich, der nur im Wege steht, den man ausreißen und ins Feuer werfen muss.“ ° Pfr. von Ars

Bleiben oder nicht bleiben, im Herrn bleiben oder nicht in Ihm bleiben. Davon hängt das Heil oder aber der Verlust des Heils ab.
Wie aber bleiben wir im Herrn?
„Glaubt ihr nicht, so bleibt dir nicht.“ (Jes 7,9) So hat Jesaja etwa 730 Jahre vor Christus das Volk gemahnt, im Glauben an den einen Gott zu bleiben und nicht Hilfe von den Nachbarvölkern mit ihren Götzen und Gottheiten zu erwarten. Man hörte nicht auf ihn. Mehr als hundert Jahre später wurde Israel zerrieben und das Volk in die babylonische Gefangenschaft gebracht.
Ohne Glauben an den Herrn ist das Bleiben in Ihm nicht möglich. Dann gibt es nur noch das Los des Weggeworfen-werdens und Verdorrens. In der so frohen Osterzeit ist das eine sehr gewaltige, erschütternde Botschaft des Herrn. Es geht um eine Entscheidung für das Leben in Ihm, ohne den es kein Leben gibt.
Der Herr zwingt Sich uns nicht auf. Er lässt uns die Freiheit. Ohne Freiheit gibt es keine wahre Liebe. Denn diese kann man niemals erzwingen. Der Herr möchte uns in die Liebe des dreifaltigen Gottes mit hineinnehmen, in diese vollkommene Hingabe und dieses vollkommene Empfangen. Er kennt unsere Schwachheit und weiß, dass wir ohne Ihn dazu unfähig wären. So bietet Er sich selbst an. Er will in uns bleiben, damit wir in Ihm bleiben.
Der Pfarrer von Ars hat den Weg erkannt, der zum Bleiben im Herrn führt. Es ist der Glaube, und zwar ein lebendiger Glaube, wie er immer wieder betont. Ein Glaube, der etwas für wahr hält, reicht nicht aus, sondern ein Glaube, in dem wir uns ganz dem lebendigen Herrn überantworten. Ein solcher Glaube macht fähig zu den guten Werken, die der Herr in uns und mit uns vollbringt. Der Glaubende verbreitet so „um sich den feinen Duft seiner Tugenden“. Der Wohlgeruch des Lebens im Herrn kann auf diese Weise schon jetzt auf der Erde erfahrbar werden und andere zum Herrn ziehen.
Bitten wir also mit dem Pfarrer von Ars den Herrn um einen tiefen, lebendigen Glauben, der von Tag zu Tag wächst und uns so immer tiefer für das Bleiben in Ihm fähig macht.
26.04.2024 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg, Bernard Nodet, 1959, S.80