5. Fastensonntag 17.03.2024 Lesejahr B

„Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.“ Joh 12,27f

„Seine Unterhaltung war mehr göttlich als menschlich und so sehr im Himmel, dass sie allen Wohlgeruch ausströmte Er sprach von den Geheimnissen der anderen Welt, als wenn er von dort zurück gekommen wäre und über die Nichtigkeiten der diesseitigen mit einer so sanften und angenehmen Ironie, dass man einfach darüber lachen musste. Je mehr er sprach, umso größer wurde die Vertrautheit, die Wärme seiner Seele in vollem Überfluss.“ ° über den Pfarrer von Ars

Ein unergründliches Geheimnis verkündet uns das heutige Evangelium. Die Stunde des Leidens Jesu ist die Stunde Seiner Verherrlichung, also nicht erst die Auferstehung, sondern die Todesstunde. Wie sollen wir das auch nur annähernd verstehen?
Nur Heilige können uns dieses Geheimnis ein wenig näher bringen. Der Pfarrer von Ars sprach vom Himmel, als wäre er schon dort gewesen. Aus der Perspektive des Himmels sieht alles völlig anders aus, so anders, dass es unsere Vorstellungen weit übersteigt.
Jesus hat Sein ganzes Leben in vollkommener Einheit mit dem Vater gelebt, auf Ihn gehört, Ihn durch Seinen Gehorsam verherrlicht. Die größte Verherrlichung hat Jesus Seinem Vater in Seinem furchtbaren Kreuzestod erwiesen. So kann Jesus beten: Jetzt verherrliche mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war (Joh 17,5). Anbetung und Hingabe ist das Geheimnis des Lebens im dreifaltigen Gott. Diese Anbetung und Hingabe lebt Jesus in vollkommener Weise auch auf dieser Welt, die durch die Sünde verfallen ist. Und Er schreckt vor nichts zurück – trotz Seiner Angst, weil Er die Menschen wieder hineinführen möchte in das göttliche Leben der Hingabe. So nimmt Er alle Folgen der Sünde auf sich, um uns zu erlösen und die göttliche Freiheit neu zu schenken.
Auch im Leid in der Hingabe bleiben, ist Teilnahme am göttlichen Leben.
Wenn der Herr den Weg durch das Leid gegangen ist, so sind auch wir eingeladen, mit Ihm diesen Weg zu gehen, der im Glauben schon jetzt Freude bringt, wie Petrus lehrt:
„Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es für euch kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet. Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen – zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi.“ (1Petr 1,7)
Der Schlüssel zu Erfahrung der meist nicht fühlbaren Freude im Leid, was menschlich unvorstellbar ist, ist ausschließlich der Glaube.
Der Pfarrer von Ars sagt uns, dass in unserer Religion jede Erkenntnis nur durch den Glauben geschieht, auf dass alle unsere Handlungen mehr Verdienst haben.°²
Durch den Glauben hat der Pfarrer von Ars schon hier auf Erden ein Leben wie im Himmel gelebt, und zwar unter den größten körperlichen, seelischen und geistlichen Leiden. Wir stehen staunend davor und spüren gleichzeitig unsere Ohnmacht und unsere Sehnsucht zu einer solchen Erfahrung schon jetzt und hier.
Stellen wir uns im Leiden gerade in unserer Ohnmacht neben den Pfarrer von Ars und bitten ihn inständig, er möge uns auf seinem Weg, der unsere Möglichkeiten weit übersteigt, mitnehmen. Aber Gott erweist sich doch in den Schwachen als mächtig. Der Herr kann uns einen so tiefen Glauben schenken, das auch wir vielleicht im Leiden den Glanz des Himmels erblicken können, der uns mit Freude gerade in unseren Tränen erfüllen kann.
14.02.2024 ih

Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, 2007,212, übersetzt ich
Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.79