4. Fastensonntag 10.03.2024 Lesejahr B

„In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.“ Joh 3,14f

„Welch ein Reichtum von Liebe zu Gott in diesem Herzen! Es war mir unmöglich, mich der Tränen zu enthalten, wenn seiner Brust des langen Fasten wegen so schwere Seufzer entstiegen, und besonders, wenn sich sein Blick so sehnsuchtsvoll zum Himmel wandte…. Ganz außer mir, kannte ich nur einen Wunsch, den Wunsch, seiner Glut und Frömmigkeit nachzustreben.“ °Seminarist über den Pfr. von Ars

Einem Nachtgespräch Jesu mit dem Pharisäer Nikodemus zuhören zu können, ist schon eine besondere Gnade. Jesus bezieht sich auf die Schrift, da diese Seinem Gesprächspartner bekannt ist. Er zeigt ihm den Weg der Erlösung, der für alle Menschen bestimmt ist. Und dieser Weg ist Er selbst.
Als die Israeliten während der langen Wüstenwanderung sich gegen Gott und Mose wegen der „elenden Nahrung“, dem Manna, auflehnten, kamen Feuerschlangen unter das Volk. Sie hatten so wie Adam und Eva auf die Schlange gehört und sich Gott widersetzt, was zum Tod vieler führte. Aber der Herr erhörte das Gebet des Mose um Rettung. Der Blick auf eine erhöhte Kupferschlange, Symbol der besiegten Lebensgefahr, schützte vor dem Tod.
Aufblicken, das ist die Botschaft der Worte Jesu.
Beim Blick allein auf unsere Sorgen, Nöte und Ängste geraten wir schnell in Versuchung zu murren, ja auch Gott anzuklagen und uns so von Ihm, der unser Leben ist, zu trennen. Mit eigener Kraft können wir uns nicht helfen. Ein Blick nach oben, auf den erhöhten Herrn am Kreuz oder einfach zum Himmel, ist ein Schrei, den Gott immer beantwortet. Wir nehmen in diesem Blick nach oben wieder unsere absolute Abhängigkeit vom Herrn an und stellen uns so in den Fluss der Liebe und Gnade im dreifaltigen Gott.
Jesus selbst hat oft den Blick nach oben zu Seinem Vater gerichtet, so vor der Brotvermehrung, wie alle drei Synoptiker berichten (Mt 14,19, Mk 6,42, Lk 9,16). Er hat ganz aus der Kraft des Vaters gelebt und will uns in dieses Geheimnis göttlichen Lebens mit hineinnehmen. Besonders berührend ist der Blick Jesu zum Himmel vor Seinem Leiden mit der Bitte an Seinen Vater um Seine Verherrlichung und um Bewahrung der Menschen, die der Vater Ihm gegeben hat (Joh 17,1ff).
Der Pfarrer von Ars lebte aus dem Blick nach oben, zum Herrn im Tabernakel, am Kreuz. Dieser Blick nach oben war wohl seine intensivste Predigt überhaupt, der in anderen die Sehnsucht zur Nachfolge des Herrn entfachte.
Leiden wir nicht immer wieder an uns selbst, wenn wir in der Nachfolge des Herrn versagen? Aber genau das ist unsere Chance. Nehmen wir doch mit dem Pfarrer von Ars unsere Ohnmacht und Schwachheit an und blicken mit ihm nach oben zum Herrn. So stellen wir uns unter den Glanz des Antlitzes des Herrn und werden immer mehr mit Ihm vereint.
6.02.2024 ih

Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1. Bd. 1863, S.117