„Nachdem Johannes der Täufer ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Mk 1,14f
„Dieser gute Erlöser ist so erfüllt von Liebe zu uns, dass er uns überall sucht!“ °
Pfr. von Ars
„Wo bist du?“ (Gen 3,9). So rief Gott nach Adam im Paradies, der sich vor Gott versteckt hatte. So ruft Er seit dem Sündenfall nach jedem Menschen. Aber Er lässt es nicht beim Rufen, Er macht sich auf den Weg und sucht ununterbrochen den Menschen, zuletzt in Jesus Christus, der vom Himmel herabsteigt, um Mensch zu werden und auf den Straßen Galiläas und Judäas die Sehnsucht Gottes nach dem Menschen erfahrbar zu machen.
Die Auslieferung Johannes des Täufers ist das Zeichen zum Aufbruch für Jesus und bereits Vorwegnahme des Schicksals, das Jesus selbst erleiden wird. Johannes hat Jesus nicht nur durch Worte den Weg bereitet, sondern auch durch sein ganzes Leben bis zur ungerechten Hinrichtung.
Aber während Johannes in der Wüste predigte und dort die Menschen erwartete, ging Jesus ihnen auf allen Straßen nach. Der Herr ist unterwegs, nicht nur damals, sondern auch heute.
So hat es der Pfarrer von Ars erfahren. Die Liebe Jesu treibt Ihn dazu, uns überall zu suchen, in all unseren Verstecken, Ausreden, Nachlässigkeiten, Gebrochenheiten, in Sünde und Armseligkeit. Der Herr gibt die Suche nach dem Menschen niemals auf.
Und Er sucht Mitarbeiter, die sich mit Ihm auf den Weg machen und Menschen zurückholen an das Herz des Vaters.
Der Ruhepunkt auf diesem Weg ist unendliche Liebe des Herrn, in der Seine Jünger verweilen dürfen.
Wer sich aber mit dem Herrn auf den Weg machen will, muss sich auf Widerspruch, Ablehnung, manchmal auch auf einen ungerechten Tod bis heute gefasst machen. Die Zahl der Märtyrer ist im Laufe der Jahrhunderte nicht geringer geworden, sondern stetig gewachsen.
Jesus verkündete das Evangelium Gottes, die Frohbotschaft Gottes, die aber immer wieder abgelehnt werden wird mit dem Ziel, sie zu vernichten. Dies ist ein Mysterium iniquitatis, ein Geheimnis der Sünde, des Bösen.
Wer sich der Botschaft Jesu öffnen und mit Ihm gehen will, kann nicht auf eine Nische des Wohlbefindens auf dieser Welt hoffen. Aber auch wenn äußerlich Schwierigkeiten verschiedenster Art auftreten, im Tiefsten kann der Jünger Jesu immer in der Liebe des Herzens seines Meisters geborgen sein. In diesem Glauben, gelegentlich auch in dieser Erfahrung, wird er immer wieder neu die Kraft erhalten, den Weg weiter zu gehen, um andere zum einzig lohnenden Ziel des Lebens, die Herrlichkeit beim Vater, mitzunehmen.
Der Pfarrer von Ars hat selber durch alle Anfechtungen hindurch diesen Weg niemals aufgegeben. Er wird uns auf unserem Weg mit dem Herrn auf der Suche nach dem Mitmenschen beistehen.
27.12.2024. ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.59