3. Sonntag der Osterzeit 14.04.2024 Lesejahr B

„Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.“ Lk 24,46ff

„Seinem Herzen entquillt ein Strom von Liebe und Erbarmen, um die Sünden der Welt zu ertränken.“ °Pfr. von Ars

Größer könnte die Spannung gar nicht sein: eine kleine verschreckte Anzahl von Jüngern, die erst ganz allmählich zum Glauben an die Auferstehung des Herrn kommt, und der Auftrag des Herrn, allen Völkern Umkehr zur Vergebung der Sünden zu verkünden. Wie soll das gelingen?
Solche Überlegungen zeigen wieder einmal menschliches Denken, das Gottes Plänen nicht mehr zutraut, als was durch eigene Fähigkeiten bewirkt werden kann.
In einer schier aussichtslosen Situation war der Pfarrer von Ars und sind wir auch heute.
Durch die Französische Revolution war in Frankreich der katholische Glaube weitgehend zerstört worden. Heute interessieren sich bei uns immer weniger Menschen für ein Leben aus dem Glauben, der für viele einfach überflüssig zu sein scheint.
Wer sieht noch eigene Sünden und falls doch, ist auch noch bereit, um Vergebung zu bitten? Wir haben so viele Entschuldigungen für unser Versagen bereit.
Aber Christi Botschaft hat eine andere Reihenfolge. Die Umkehr soll allen Völkern verkündet werden. Dies bedeutet, den Blick als erstes nicht mehr auf sich selbst zu richten, sondern auf den Herrn zu schauen, wie Er sich uns im Evangelium offenbart.
Der Pfarrer von Ars hatte dies in seinem Leben immer wieder vollzogen,
Im Scheitern seiner Studien auf dem Weg zum Priestertum hat er sich schuldig gefühlt.
Unfreiwillig wurde er zum Deserteur auf dem Weg zur Einberufung zum Militärdienst und blieb vierzehn Monate von Januar 1810 bis März 1811 versteckt in Noes bei der Witwe Fayot.
Am 1. August 1810 wurde sein Bruder Francois an seiner Stelle in den Kriegsdienst eingezogen, aus dem er nicht mehr zurückgekehrt ist. So wie alle anderen war Jean Marie überzeugt, dass er am Tode seines Bruders schuldig ist. Es gibt jedoch Hinweise, dass Francois nicht im Krieg gefallen ist, da nach Aussage von Vignon, Pfarrer von Dardilly, 1882 im apostolischen Prozess, die Tochter von François mit sicheren Unterlagen Anteil an ihrem Erbe der Familie Vianney verlangt und erhalten hat.°² Aber auf Jean-Marie hat sein ganzes Leben lang das Schuldbewusstsein schwer gelastet.
Seine Mutter Marie Béluse war vor Kummer krank geworden und ist am 8. Februar 1811 verstorben, wie Catherine Lassagne berichtet.°³
Sein Vater Mathieu Vianney war über seinen Sohn sehr erzürnt und hat ihn für das Familienunglück verantwortlich gemacht.
Der erschütternde Brief von Jean Marie an seinen Vater vom 12.6.1813 um Vergebung mit der Bitte um erneute Freundschaft trotz seiner Undankbarkeit offenbart sein tiefes Schuldbewusstsein °4.
Aber gerade in diesem Abgrund durfte der Pfarrer von Ars den Strom der Liebe und Barmherzigkeit des Herrn erfahren, der die Sünden der Welt ertränkt. Er hat in seiner Not auf den Herrn geschaut. So wurde er selbst zu einem Werkzeug der Liebe und Barmherzigkeit Gottes für Hundertausende.
Dies war der Weg, den der Herr verkündet hat. Die Völker und jeder Mensch sind eingeladen, auf die Barmherzigkeit Gottes zu schauen. Auf dem Hintergrund dieses unendlichen Stroms von Güte und Liebe nehmen wir unsere eigenen Sünden schmerzlich war, aber immer im Bewusstsein, dass die Liebe Gottes größer ist und uns aus der Gottferne infolge der Sünde herausholen möchte in die Freiheit der Kinder Gottes. Da drängt es uns zum Sündenbekenntnis, um aus der tiefen Not herausgeholt zu werden.
Der Pfarrer von Ars möge uns helfen, den Blick auf den Herrn allein zu richten und so immer mehr in das göttliche Leben hineingezogen zu werden.
14.03.2024 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, 166
°² Mgr René Fouurrey, Le Curé d’Ars authentique, 2009, S. 54.
°³ebenda S. 55
°4 Predigten Briefe Leben des heiligen Pfarrers von Ars1959, S.203