3. Adventssonntag 17.12.2023 Lesejahr B

„Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, es sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.“ Joh 1,6ff

„Er erzählte mir ganz treuherzig, dass er eines Abends einen dieser alten Sünder in der Sakristei gehabt habe, der sich nicht habe zum Beichten entschließen können. Plötzlich schwimmt dieser Mann in Tränen und beginnt in der größten Aufregung seine Beichte. Der Pfarrer fragt ihn, warum er weine, und was ihn so erschrecke. Der alte Sünder antwortete ihm, dass er sein graues Haupt von einem Lichtkranz umgeben gesehen habe. Der gute Heilige drückte das mit den einfachen Worten aus: „Er sagte mir, dass er um meinen Kopf herum kleine Lichter gesehen habe.“°

Johannes ist gerade in der Adventszeit die Lichtgestalt schlechthin. Er bereitet den Weg dem, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Johannes ist nicht nachgefolgt, sondern vorausgelaufen als Vorläufer des Herrn. Und wie? In einer abgrundtiefen Demut. Während die Menschen in ihm schon den Messias sehen wollten, ist er dieser Versuchung nicht erlegen. Ja, wahrscheinlich war es nicht einmal eine Versuchung für ihn, da er sich unwürdig fühlte, dem Herrn die Riemen der Sandalen zu lösen. Er nahm sich ganz zurück, um den Herrn in seiner Predigt, aber auch in seiner Person aufleuchten zu lassen. So konnte er als Freund des Bräutigams dem Herrn Seine Braut, das auserwählte Volk, entgegenführen.
Der Pfarrer von Ars hat als weiteren Namen bei der Firmung Baptiste ausgesucht in Ergänzung zu Johannes. So war sein Vorname Jean Baptiste Marie - Johann Baptist Maria.
Dieser Name war sein Lebensprogramm. Auch er wollte nur Christus als das Licht in den Menschen aufleuchten lassen. Er selbst hielt sich für völlig unfähig und konnte nicht einmal erkennen, dass die große Menschenmenge von ca. 100 000 Personen in den letzten Jahren allein seinetwegen nach Ars kam. Nur so war es auch möglich, dass er über die Bekehrung des alten Sünders berichten konnte, der um seinen Kopf Licht gesehen hat und in Tränen der Reue ausgebrochen ist.
Nun können wir leicht denken, dass wir nicht dem Pfarrer von Ars vergleichbar sind. Das ist natürlich richtig. Aber solche Erscheinungen lässt der Herr die Menschen erleben und für uns aufschreiben, um aufzuzeigen, dass Er durch jeden Menschen Sein Licht aufleuchten lassen möchte, selbst wenn wir es nicht mit unseren Augen sehen können. Die gleiche Wirklichkeit wird immer dann erfahrbar, wenn wir uns zurücknehmen, um allein den Herrn aufleuchten zu lassen.
Dazu gehört Demut. Dieses heute kaum gebrauchte Wort kam erst im Althochdeutschen durch das Christentum auf. Es bezeichnet ursprünglich die Gesinnung eines Gefolgsmannes, der ganz seinem Herrn dient. So wie Christus dem Vater in allem gedient hat und Ihm vollkommen gehorsam war, so sind auch wir eingeladen, diesen Weg zu gehen, um in das Leben des Dreieinigen Gottes hineingenommen zu werden. Dazu gehört ganz fundamental eine große Treue zur Botschaft des Herrn. Nicht unsere Gedanken und Ideen sind wichtig, sondern das Wort des Herrn in seiner ganzen Wahrheit und Fülle.
Lassen wir uns vom Pfr. von Ars in die Demut hineinführen, damit auch in uns der Herr aufleuchten kann und wir die Freude über die Stimme des Bräutigams erfahren.
19.11.2023 ih

Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, 2. Bd. 1863, S. 252