27. Sonntag im Jahreskreis 6.10.2024 Lesejahr B

„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.“ Mk10,15f

„Der liebe Gott hat uns erschaffen und in die Welt gestellt, weil er uns liebt. Er will uns retten, weil er uns liebt …“ °Pfr. von Ars

Wie in der Wüste der Teufel, so treten nun die Pharisäer zu Jesus, um Ihn zu versuchen. Mit ihrer Frage wollen sie Ihn zu einem Kompromiss veranlassen, damit die Regeln der Ehe flexibler und so scheinbar leichter erfüllbar sind.
Welchen Schmerz musste Herr bei dieser Versuchung gespürt haben! Er will ihnen die ursprüngliche Schönheit der Beziehung Gottes zu den Menschen aufzeigen und durch Sein Leiden und Sterben eine solche Beziehung der Liebe und der Hingabe überhaupt erst wieder ermöglichen. Aber sie blocken ab. Auch Seine Jünger sind offenbar ratlos.
Jeder von ihnen kennt unerträgliche Ehesituationen, denen man doch ein Ende bereiten möchte, um einen Neuanfang in einer anderen Verbindung beginnen zu können. So hartherzig kann doch der Herr nicht sein!
Aber der Herr spiegelt ihnen ihre eigene Hartherzigkeit wider. Sie haben nichts von der Liebe Gottes begriffen, der in einer großen Sehnsucht die Einheit mit Seinem Volk, mit jedem einzelnen sucht. Als sichtbares Zeichen dieser Einheit Gottes mit Seinem Volk soll jede Ehe dienen. Da es seit dem Sündenfall jedoch nur eine gebrochene Menschheit gibt, ist der Weg zu dieser Einheit nicht am Leiden und Kreuz vorbei möglich. Der Herr geht ihn voraus bis zum bitteren Ende und Er wird jeden auf diesem Weg begleiten, tragen und stärken. Er ist Mensch geworden, um mit uns zu sein - in allen Situationen. Die Hartherzigkeit bezieht sich aber keinesfalls nur auf Eheleute, die sich getrennt haben, um eine neue Verbindung eingehen, sondern auf jeden. Wir alle verweigern uns mehr oder weniger diesem Vertrauen der Liebe Gottes gegenüber, die das Kreuz miteinschließt.
Mit welcher Freude mag der Herr die Kinder in Seine Arme genommen, ihnen die Hände aufgelegt und sie gesegnet haben! Sie leben noch ganz im Vertrauen, in einer völligen Abhängigkeit von den Eltern. Sie verhandeln nicht, fragen nicht, sie lassen die Liebe einfach zu.
In dieser Geste zeigt Jesus uns den Weg, um unser hartes Herz aufbrechen und neu in eine Beziehung der Liebe mit dem Vater hineinführen zu können. Lassen wir uns von Ihm in die Arme nehmen und segnen, stellvertretend auch für alle, die in gebrochenen Ehen leben.
Jesus hat vom Vater her gedacht, empfunden, gelebt, während wir oft nur von uns her unsere Situation anschauen.
Gehen wir beim Pfarrers von Ars in die Schule. Für ihn war die Mitte seines Lebens die unbegreifliche Liebe Gottes. Alles, was auf uns zukommt, entspringt in irgendeiner Weise dem Plan Seiner Liebe, selbst wenn wir es überhaupt nicht verstehen können. Maria hat unter dem Kreuz wohl auch nichts verstanden, aber niemals an der Liebe des Vaters gezweifelt.
Wagen wir neu auf die Fürsprache des Heiligen Pfarrers den Weg der Liebe mit dem Herrn zum Herzen des Vaters.
10.09.2024 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet 1959, S.71