24.Sonntag im Jahreskreis 15.09.2024 Lesejahr B

„Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Mk 8,34

„Gott hat mir diese große Barmherzigkeit erwiesen, nichts in mich zu legen, auf das ich mich stützen könnte, weder Talent, noch Wissen, noch Kraft, noch Tugend. Ich finde in mir, wenn ich mich betrachte, nur meine armen Sünden.  Noch hat der Gute Gott nicht erlaubt, dass ich mich ganz erkenne. Dieser Blick würde mich in Verzweiflung stürzen. Ich habe kein anderes Mittel gegen die Versuchung der Verzweiflung als mich zu Füßen des Tabernakels zu werfen, wie ein kleiner Hund zu Füßen seines Herrn.“ °Pfr. Von Ars



Bei Nachfolge des Herrn denken wir sofort an Sein Kreuz und die vielen Kreuze, die uns in unserem Leben schon begegnet sind – und in unserer Schwachheit scheuen wir davor zurück. Petrus ahnt, dass der Herr einem schweren Leiden entgegengeht. Er ist ein glühender Anhänger Jesu und liebt ihn mit menschlicher Liebe, so dass er Ihn davor bewahren möchte. Aber er geht eindeutig zu weit, wenn er den Herrn zurechtweist, der doch Sein Lehrer und Meister ist. Für Jesus ist das eine Versuchung wie damals in der Wüste durch Satan, der Ihn von Seinem Weg der Erlösung abbringen wollte. Und so schleudert Er Petrus entgegen: Tritt hinter mich, du Satan.
Jesus belehrt nun nicht nur Petrus, sondern die ganze Volksmenge und Seine Jünger. Damit sind seine Worte öffentlich und können nicht mehr verschwiegen werden. Das Kreuz auf sich nehmen oder nicht, ist in eine Entscheidung für oder gegen das Evangelium, für oder gegen das Leben.
Das Leben umfasst wesentlich mehr als körperliche Beschwerden oder Not jeglicher Art. So bedeutet die Nachfolge Jesu auch wesentlich mehr.
Der Herr ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
„Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist“ (Gal 3,13). Verflucht-sein ist von Gott-getrennt-sein für immer.
Das Leiden Jesu ging also weit über körperliches Leiden hinaus. Er, Gottes Sohn, vom Vater für immer getrennt sein – einfach unausdenkbar. Aber genau das Erleben der Trennung vom Vater hat Jesus für uns auf sich genommen.
„ Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ( Mt 27,46) erschüttert Himmel und Erde.
Der Heilige Pfarrer von Ars hat diese Erfahrung, soweit es einem Menschen möglich ist, gemacht. Er war so sehr mit Christus vereint, dass er mit Ihm und in Ihm die Last der Sünde erfahren und getragen hat. Aber nicht nur die Sünden der anderen. Er hat in sich selbst erkannt, dass er ohne die Gnade Gottes zu jeder Sünde fähig wäre und damit für ewig von Gott getrennt. Genau diese Erfahrung hat ihn immer wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht. Und dagegen gab es nur ein einziges Mittel für ihn: sich zu Füßen des Herrn wie ein Hündchen niederzuwerfen.
Er hat sich gleichsam an die Seite der kanaanäischen Frau gestellt, die dem Herrn entgegnete: Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen (Mt 15, 27).
Dies ist wahrhaft die Nachfolge des Herrn, der sich in tiefster Gottverlassenheit dem Vater anvertraute: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist (LK 23,46). Nach diesen Worten hauchte der Herr den Geist aus. In diesem Geist macht Er auch uns fähig, sich ganz der Barmherzigkeit des Vaters anvertrauen.
Der Pfarrer von  Ars ist diesen Weg gegangen. Er wird uns helfen.
10.08.2024 ih
Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, 2007, S.244, übersetzt ih