22. Sonntag im Jahreskreis 1.09.2024 Lesejahr B

„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir… Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.“ Mk 7,6.8

„Gott betrachtet mit Liebe eine reine Seele, er gewährt ihr alles, was sie erbittet. Wie könnte er einer Seele widerstehen, die nur für ihn, durch ihn und in ihm lebt? Sie sucht ihn, und Gott zeigt sich ihr; sie ruft ihn, und Gott kommt; sie ist eins mit ihm; sie bindet seinen Willen.“ ° Pfr. von Ars

Reinheit, ein Thema, das heute kaum Bedeutung hat und lange Zeit nur auf den sexuellen Bereich bezogen wurde.
„Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8), lehrt Jesus bei den Seligpreisungen. Umgekehrt können wir sagen, dass wir Gott nicht schauen werden, wenn wir kein reines Herz haben.
Aber was ist dann ein reines Herz? Der Pfarrer von Ars sagt es ganz konzentriert: ein Herz, das nur für Gott, durch Gott und in Gott lebt.
Auch wenn dieser Satz beeindruckend ist, bleibt die Frage, wie dies im Einzelnen zu verstehen ist.
Wenn wir auf Gott zu schauen, so schenkt Er uns alles gratis, alles umsonst aus reiner Liebe. Er ist die Liebe und handelt aus Liebe. Er sehnt sich nach unserer Antwort, zwingt uns aber nicht. Er lässt uns die Freiheit, in der Adam und Eva sich von der geschenkten Einheit mit Gott getrennt haben. Aber Gott liebt weiter und sendet Seinen Sohn, der uns durch Seinen Tod und Seine Auferstehung neu die Einheit mit dem Vater schenken möchte. Aber unter dem Kreuz stehen nur wenige. Wieder gebrauchen die Menschen ihre Freiheit, um Gottes Liebe abzulehnen - aber nicht alle. Vom Kreuz aus zieht der Herr alle an sich. Und es gibt durch die Jahrhunderte immer wieder Menschen, die sich vom Herrn anziehen lassen, um Seinen Spuren des Lebens zu folgen.
Sie haben es verstanden, auf den Herrn zu hören, rein menschliche Gedanken, die uns so plausibel erscheinen, immer wieder zu entfernen, um sich immer wieder neu vom Geist Gottes ergreifen zu lassen in eine immer größere Tiefe der Liebe zu Gott hinein.
Besonders verführerisch sind menschliche Gedanken, wenn sie als Wissenschaft angeboten werden. So wichtig Wissenschaft ist, sie hat ihre Grenzen. Nur Gott selbst kann sich offenbaren. Diese Offenbarung ist Jesus Christus selbst. Er ist das Maß der Liebe und der Reinheit für alle Zeiten.
Er weint Tränen über die kommende Zerstörung Jerusalems, das die Zeit der Heimsuchung nicht erkannt hat (Lk 19,41ff) und nimmt doch sein Erlösungswerk der Liebe nicht zurück.
Müssen wir nicht immer wieder neu um diese absichtslose Liebe ringen, wenn unsere Bitten nicht erhört werden und wir Gottes Handeln nicht verstehen können? Oder aber, wenn all unsere Bemühungen keinerlei Frucht zu tragen scheinen?
Die Antwort auf Gottes Gratis-Liebe in einem Bemühen um diese Gratis-Liebe im eigenen Leben ist für uns Menschen schwer. Alleine sind wir dazu absolut unfähig. Der Weg dazu ist, die Einheit mit dem Herrn zu suchen im hörenden Gebet und Taten der Liebe- einfach so, auch wenn wir keinerlei Wirkungen erfahren dürfen.
Der Pfarrer von Ars ist diesen Weg gegangen und hat auf diese Weise Menschen zurück in das Herz Gottes geführt. Er steht uns bei in unserem Ringen.
23.07.2024 ih
Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck, 2007, S.59, übersetzt ih