2. Sonntag im Jahreskreis 14.01.2024 Lesejahr B

„Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes!“ Joh 1,36

„Derjenige, der eine Seele der Hölle entreißt, rettet diese Seele-und die eigene dazu.“° Pfr. von Ars

Agnus Dei, Lamm Gottes! Nur Johannes der Täufer hat Christus so bezeichnet. Er hat die die Sendung des Herrn zur Rettung der Menschheit zutiefst erkannt und durch seinen Dienst daran teilgenommen.
Agnus Dei, das geht uns so schnell in jeder hl. Messe über die Lippen, vielleicht auch ohne den Blick auf den sterbenden Heiland, der alles für uns gegeben hat, um uns bei sich zu haben.
Baptist, der Name, den sich der Pfarrer von Ars bei seiner Firmung bewusst gewählt hat, war Lebensprogramm. So wie Johannes der Täufer wollte er dem Herrn den Weg bereiten in den Herzen der Menschen.
Das Agnus Dei-Symbol hatte für ihn zentrale Bedeutung. Man findet es in Ars überall, an den Messgewändern, am Altar, an den Leuchtern, am Kelch.
Mit dem Herrn zusammen hat Jean-Marie Vianney den Schmerz über die Sünder in seinem Herzen und an seinem Leib getragen. Ungezählte Tränen hat er vergossen.
So war er Mitarbeiter des Heilswirkens Jesu Christi.
Der Herr wollte die Jünger, die Er berief, bei sich haben: „Kommt und seht“, lautete Seine Einladung an Andreas und einen weiteren Jünger und sie blieben bei Ihm (Joh1,39). Dieses Bei-sich-Haben ist die Sehnsucht des Herrn nach jedem Menschen. So wollte auch der Pfarrer von Ars Menschen zu Jesus führen, damit sie bei Ihm seien.
Was so wunderbar klingt, ist jedoch ein abgrundtiefes Drama mit den Mächten von unten.
„Vianney, Vianney, Trüffelfresser, hatte eines Nachts der Grappin gesagt, noch bist du nicht tot… ich würde dich haben.“ °²
Diesem-Haben-Wollen des Grappin d.h. Satans war Vianney während seines priesterlichen Dienstes ausgesetzt, mit nächtlichen furchterregenden Angriffen, die auch andere Menschen teilweise miterleben konnten. Wir erkennen so schlecht die Gesetze des geistlichen Lebens, die dem flüchtigen Blick verborgen sind.
Durch solche Manifestationen wird etwas vom göttlichen Ringen um die einzelne Seele deutlich. Und in dieses Ringen war Vianney hineingenommen. In dieses Ringen sind auch wir je nach dem Maß der uns zugedachten Gnade eingeladen.
Das Erlösungswerk des Herrn ist vollständig. Der Mensch in seiner Freiheit muss es jedoch annehmen, was eben in unserer Gebrochenheit nicht leicht ist.
Im Blick auf die Hostie, das Agnus Dei, während der heiligen Messe können wir dem Herrn nicht nur uns selbst, sondern auch alle unsere Mitmenschen empfehlen, sie in seinen Tod hineinlegen, unsere eigenen Gebete, Bemühungen schenken und vertrauen, dass so auch wir mithelfen dürfen an der Rettung von Seelen.
Niemand kann allein in die Herrlichkeit eingehen. Durch ein Leben im Herrn wird jeder andere mit hineinziehen in die Vollendung beim Herrn.
Der Pfarrer von Ars wird uns helfen bei jeder heiligen Messe bewusste das Agnus Dei zu beten und in das Herz des sterbenden Erlösers hinein unsere Armut und die unserer Mitmenschen zu legen.
19.12.2023 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.167
² Jean de Fabrègues, Jean Marie Vianney Curé d‘Ars, L’apôtre du siècle désespéré, 2010, S. 167, übersetzt ih