„Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“ Joh 20,30f
„Aber die Wahrheit! Sie ist unerschöpflich! Sie ist unversiegbar! Sie strömt von Leben! Sie ist glühender als dieses schöne Feuer.“ °Pfr. von Ars
Über den sogenannten ungläubigen Thomas kann man sich leicht erheben. Denn wir glauben an den Herrn, das meinen wir wenigstens.
Aber haben die anderen Jünger schneller als Thomas an den auferstandenen Herrn geglaubt?
Die Schonungslosigkeit der Berichte über die Reaktionen der Jünger ist allein schon ein Hinweis, dass diese Erzählungen nicht ausgedacht sind. Die Jünger werden in ihrer ganzen Schwachheit und Gebrechlichkeit uns vor Augen gestellt.
Sie versammeln sich aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen, und zwar sowohl am ersten Tag der Woche als auch am achten Tag. Diese Furcht war alles andere als unbegründet, mussten sie doch damit rechnen, dass sie das gleiche Schicksal treffen wird wie ihren Herrn. Wesentlich ist, dass sie beisammen waren. Und der Herr lässt sich nicht aufhalten. Durch verschlossene Türen kommt Er in ihre Mitte.
Kann dies allein nicht für uns schon Stärkung und Trost sein? Wir werden zwar hier gerade nicht verfolgt, aber Angriffe gegen die christliche, insbesondere katholische Konfession, sind überall zu spüren. Die Zahl der Gottesdienstbesucher wird immer kleiner. Die Zahl der Jünger nach der Auferstehung des Herrn war auch nicht groß.
Ihr Überleben als Gemeinde verdankten sie nicht ihren eigenen Kräften und Bemühungen, sondern allein der Anwesenheit des Herrn in ihrer Mitte. In jedem Gottesdienst ist der Herr auch in unserer Mitte. Welch ein Trost!
„Mein Herr und mein Gott!“ heilt in der Berührung der Wunden des Auferstandenen nicht nur unsere eigenen Verletzungen wie bei Thomas, sondern erfüllt auch uns mit Hoffnung. So können wir die Angst vor allem, was in Zukunft auf uns warten mag, überwinden, weil der Herr bei uns ist. Seine Gegenwart allein ist unsere Kraft.
Auf die Apostel warteten mit Ausnahme des hl. Johannes das Martyrium, das sie im Glauben an den Herrn durchlitten haben. Der Herr allein war ihre Kraft.
Das Ereignis mit Thomas wurde aufgeschrieben, damit wir durch den Glauben Leben an Jesus Christus den Sohn Gottes haben. Wenn wir uns auf den Herrn einlassen, geht es nicht in erster Linie um Erfüllung von Geboten, sondern um eine Beziehung zu Gott, der das Leben ist.
Der Pfarrer von Ars hat die Bedeutung des Wortes Gottes als unerschöpfliche Wahrheit, als überströmendes Leben erkannt.
Wenn wir als Gemeinschaft der Gläubigen diese Worte hören, strömt auch in uns das nie versiegende Leben des Herrn.
Immer wenn uns Angst vor der Zukunft befällt, dürfen wir wissen, dass der Herr da ist und uns niemals verlassen wird.
Die Schwächen des Thomas und der Apostel helfen uns, im Glauben den Herrn in unserer Mitte zu erkennen und voll Vertrauen in die Zukunft zu schauen. Der Pfarrer von Ars, der diesen Weg gegangen ist, geht ihn heute mit uns.
7.03.2024 ih
Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, 154