2. Sonntag der Fastenzeit 25.02.2024 Lesejahr B

„Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.“ Mk 9, 5f

Im Jahre 1827 wohnte ein junger Student, der später selber Priester werden sollte, als Messdiener seinem Opfer bei. „Ich war betroffen“, gesteht er, „als ich ihn nach der heiligen Wandlung Augen und Hände zum Himmel erheben und etwa fünf Minuten lang in einer Art Ekstase verharren sah.“ ° über Pfr. von Ars

Jesus als unseren guten Freund zu betrachten, sagt uns zu, da Freundschaft für uns wichtig ist. Aber Jesus in seiner Gottheit zu begegnen, erweckt in uns Furcht, Hilflosigkeit, ja sogar Schrecken vor der Heiligkeit Gottes.
Es ist gut, dass wir heute mit Petrus, Jakobus und Andreas auf den Berg der Verklärung gehen und uns mit ihnen der Heiligkeit Gottes aussetzen dürfen. In der Gegenwart der Heiligkeit Gottes zerbrechen alle unsere irdischen Gedanken und Vorstellungen.
Und wie reagiert Petrus in seiner Ratlosigkeit? Eigentlich typisch für unser menschliches Verhalten. Er will sofort etwas tun, aktiv werden, Hütten bauen. Damit können wir der Hilflosigkeit scheinbar entfliehen.
Petrus brauchte lange, um das Gnadengeschenk auf dem Berg Tabor zu erfassen. Zuerst musste er noch durch die schmerzliche Erfahrung tiefer Schuld im Verrat Jesu gehen und in bitteren Reuetränen die unbegrenzte Barmherzigkeit seines Herrn und Meisters erfahren.
„Alles, was für unser Leben und unsere Frömmigkeit gut ist, hat seine göttliche Macht uns geschenkt; sie hat uns den erkennen lassen, der uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen hat“. So jubelt Petrus später in der Rückschau auf die Erfahrung am Berg Tabor ( 2 Petr 1,3).
Der Blick auf den verklärten Herrn war nicht nur eine beeindruckende Erfahrung Gottes, sondern Ursache der tiefsten Umwandlung des Herzens, sodass Petrus den Auftrag, Fels der Kirche zu sein, erfüllen konnte. Worte können das nicht ausdrücken, weil hier Gott selbst die Erde berührt.
Jean-Marie Vianney hat wenig über seine inneren Erfahrungen geäußert. Er hat vielmehr stets versucht, diese zu verbergen. Doch haben die Menschen an seinem Gesichtsausdruck in der heiligen Messe, im Blick auf die Hostie, im Gebet nicht nur einmal, sondern immer wieder die Nähe Gottes erfahren. Seine Person wurde zu einer Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Er selbst war bereits Verkündigung.
Markus betont in seinem Evangelium, dass Jesus nur sie allein, also Petrus Jakobus und Johannes auf den hohen Berg führte. Was ist mit den anderen Aposteln und auch mit uns, die diese Erfahrung nicht machen dürfen?
„In unserer Religion geschieht jede Erkenntnis nur durch den Glauben, auf dass alle unsere Handlungen mehr Verdienst haben.“ °² So lehrt der Pfarrer von Ars.
So lehrt auch Petrus: „Darum setzt allen Eifer daran, mit Eurem Glauben die Tugend zu verbinden… mit der Brüderlichkeit die Liebe! Wenn dies nämlich bei euch vorhanden ist und wächst, dann nimmt es euch die Trägheit und Unfruchtbarkeit für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.“ (2 Petr 1,5ff)
Die besondere Gnade, die die Apostel auf dem Berg Tabor erfahren haben, hat sie befähigt, Zeuge für Tod und Auferstehung des Herrn zu sein.
Der Herr führt die Menschen auf verschiedenen Wegen, nicht weniger gnadenvoll, jedoch wie bei Petrus abhängig vom Mitwirken des Einzelnen.
Setzen wir uns mit Petrus und dem Pfarrer von Ars im Glauben der Gegenwart des Herrn besonders in der Eucharistie aus und lassen wir uns verwandeln, sodass auch unser Leben Zeugnis für die Herrlichkeit Gottes sein kann.
24.01.2024 ih

Aus: Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars,2001, S.287
°²Jean Marie Vianney, Pfarrer von Ars, 1959, S.79