„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.“ Lk 1f
„Das göttliche Wort ist eine der größten Gaben, die der liebe Gott uns schenken kann.“ °Pfr. von Ars
Gewaltig wird die Geburt des Herrn bei Lukas angekündigt. Sie geschah zur Zeit des Kaisers Augustus, wird also hineingestellt in die große Weltgeschichte (Lk. 2,1).
Noch länger ist die Liste der damals Mächtigen beim Auftreten Johannes des Täufers. Während die politischen und geistlichen Führer im Blickpunkt der Menschen standen, ergeht, von anderen völlig unbemerkt, das Wort Gottes an Johannes in der Wüste, fernab vom Weltgeschehen. Und doch ist das Wort Gottes zentraler als jede weltliche Macht.
Während die Macht der damals Großen nur noch Geschichte ist, wirkt das Wort Gottes an Johannes in der Wüste bis heute fort. Johannes begleitet uns in ganz besonderer Weise durch den Advent.
Das Wort Gottes ist größer als alle Macht der Welt!
Sind wir davon wirklich überzeugt und durchdrungen? Kommen uns nicht Zweifel auf, dass alle Verkündigung von 2000 Jahren vielleicht umsonst war, wenn wir auf die Entchristlichung in unseren westlichen Ländern schauen? Durch staatliche Gesetze und persönliche Lebensentwürfe werden christliche Weisungen wie ein verbrauchtes Kleid weggeworfen, um neue Ideologien zu fördern, die angeblich durch Freiheit und Selbstbestimmung zur Erfüllung führen. Aber sind die Menschen dadurch wirklich glücklicher geworden? Ein Blick nur in unserer persönlichen Umgebung zeigt leider das Scheitern so viele Lebenspläne, so viele ratlose Menschen mit ihren negativen Erfahrungen und Verletzungen.
Aber schon der Pfarrer von Ars hat gefragt: „Welchen Wert legen wir selbst auf das Wort Gottes?“°²
Tatsächlich ist es nur im starken Glauben möglich, die Kraft und Wirksamkeit des Wortes Gottes anzunehmen. Das Wort Gottes ist mächtiger als alle Macht der Welt. Vianney war tief davon überzeugt. Wie anders wäre es möglich gewesen, in einer Zeit der völligen Zerstörung der katholischen Kirche in Frankreich diesen so geschmähten Glauben in vielen Herzen wieder zu erwecken und zum Leben zu bringen. So wie Johannes der Täufer hatte auch Vianney keine irdische Macht hinter sich. Seine Macht war die Verkündigung des Wortes Gottes. Seine Macht war Gott selbst, dem er sich voll zur Verfügung gestellt hat in all seiner Einfachheit und Armut.
Niemand im Dienst der Verkündigung, sei es im priesterlichen Dienst oder durch das eigene Leben, muss also fürchten, dass dies nichts bewirkt. Wir Menschen bewirken tatsächlich nichts, aber Gott nimmt unsere kleinsten Bemühungen, unsere Sehnsucht als Voraussetzung an, dass Er Menschenherzen berühren kann, selbst dann, wenn wir nichts davon erfahren und nichts sehen, was unseren Glauben auf eine harte Probe stellt.
Genau darum ist diese Einleitung des heutigen Evangeliums so wichtig. Unser Leben mit dem Herrn steht ebenso im Zentrum der Weltgeschichte wie damals die Verkündigung Johannes des Täufers. Auch wir haben einen Auftrag zur Verkündigung. Der Pfarrer von Ars möge uns einen starken Glauben erflehen, der uns vor Mutlosigkeit bewahrt. Er selbst hat oft gegen die Verzweiflung gekämpft, da er die Früchte seines Wirkens nicht sehen konnte. Er versteht auch unsere Schwäche und richtet uns auf durch sein Gebet und seinen Segen. Vianney hat sich wie Johannes der Täufer als Vorläufer des Herrn gesehen, als er sich als Namen bei der Firmung Baptist gewählt hat. Lassen wir uns besonders heute am 16. Jahrestag des Beginns unserer Priestergebetsgemeinschaft mitnehmen in seinen Glauben an den Sieg des Wortes Gottes.
29.10.2024 ih
° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.153;
°²ebenda S. 154