2. Adventssonntag 10.12.2023 Lesejahr B

„Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! –, so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.“ Mk 1,3ff

„Ich verdorre vor Kummer auf dieser armseligen Erde, „sagte er, „meine Seele ist traurig bis zum Tode. Meine Ohren hören nur missliche Dinge, die mir das Herz zernagen… Ich kann es hier nicht mehr aushalten. Sagen Sie mir einmal, wäre es eine große Sünde, wenn ich ungehorsam gegen den Bischof wäre, und heimlich von hier entwiche?“ °Pfr. von Ars

Welche Freude hätte jeder Pfarrer, wenn alle Gläubigen kämen, um seine Predigt zu hören und anschließend im Sakrament der Versöhnung den Weg der Umkehr zu gehen. Waren es denn alle, die zu Johannes gingen? Den Hohepriestern und Ältesten wirft Jesus vor, dass sie Johannes nicht geglaubt und auch nicht bereut haben; aber die Zöllner und Dirnen haben ihm geglaubt (Mt21, 32). Es sind also doch nicht alle umgekehrt.
Wie ging es weiter mit denen, die umgekehrt sind? „Ans Kreuz mit ihm!“ antworteten sie alle (Mt 27,22). Es waren doch wohl unter ihnen auch die gleichen Menschen, die zu Johannes hinaus gezogen sind. Eine Umkehr auf Dauer war es dann doch nicht.
Aber auch da haben nicht alle geschrien: Ans Kreuz mit Ihm! Matthäus berichtet, dass viele Frauen Jesus auf seinem Kreuzweg gefolgt sind, zu ihnen gehörten Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus (Mt 27,55ff).
Maria von Magdala hat eine völlige Umkehr durch den Herrn erfahren und in Treue gelebt, sodass sie jetzt als große Heilige verehrt wird.
Auch die Mutter der Söhne des Zebedäus hat eine Wandlung durchgemacht. Sie, die zunächst den Platz zur Rechten und zur Linken im Reich Jesu für ihre Söhne wollte (Mt 20,20), bleibt jetzt in Treue beim Kreuz. Sie hat verstanden, dass im Reich des Herrn andere Wertungen gelten.
41 Jahre lang hat der Pfarrer von Ars im Beichtstuhl viele Bekehrungen erleben dürfen, für die er durch Gebet und Buße den Weg gebahnt hat. Welcher Priester würde sich nicht freuen über eine große Zahl von Bekehrungen? Aber der Strom der Sünder nimmt nicht ab Und auch diejenigen, die eine Umkehr begonnen haben, konnten nicht immer durchhalten. Es ist ein nicht enden wollendes Drama mit der in Sünde gefallenen Menschen, was für Vianney umso schmerzlicher ist, da selber die Heiligkeit Gottes so oft erfahren hat. Ein größerer Kontrast ist kaum möglich, für ihn geradezu unerträglich. Entgegen der nur allzu verständlichen Fluchttendenzen bleibt der Pfarrer von Ars bis zum letzten Augenblick seinem Dienst im Ringen um jede einzelne Seele treu. So hat er sein ganzes Leben lang dem Herrn den Weg bereitet, immer wieder neu.
So dürfen auch wir in dieser Adventszeit wieder neu anfangen, dem Herrn den Weg zu bereiten. Der Pfarrer von Ars tritt für uns ein, dass weder Priester noch Gläubige entmutigt den Weg der Umkehr aufgeben. In allen Enttäuschungen und Misserfolgen hindurch ist der Herr, den wir erwarten, bei uns und wird uns davor bewahren, dass wir Ihn verlassen. Seine Sehnsucht nach uns ist größer als unsere Sehnsucht nach Ihm.
15.11.2023 ih

Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, Bd. 2, S. 170