19. Sonntag im Jahreskreis 11.08.2024 Lesejahr B

„In jener Zeit murrten die Juden gegen Jesus, der gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist…. Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.“ Joh 6, 41.43f

„Eines Tages…wollten wir uns nicht recht hineinfinden, dass er uns mit so vielen Waislein überlastete…Es war das erste Mal, dass uns einige Worte des Murrens entschlüpften… Zu Johanna Maria sagte er, wir hätten nicht den Geist der ersten Zeit, wir seien dem Willen Gottes nicht mehr in genügendem Maße hingegeben… Johanna Maria antwortete: „… aber die anderen murren doch nicht.“ „Ihr seid alle drei die gleichen“, gab der Herr Pfarrer zurück. °Katharina Lassagne

Murren! Wer von uns kann sagen, dass er nicht schon irgendwann gemurrt hätte? Es gibt so vieles, was uns missfällt, das Leben schwer macht, unerträglich zu sein scheint.
Murren zieht sich im Volk Israels wie ein roter Faden vom Auszug aus Ägypten bis zur Ankunft im Gelobten Land. Immer wieder ist das Volk unzufrieden. Sie trauern den Fleischtöpfen Ägyptens nach und murren gegen Mose und Aaron. Mose aber macht ihnen klar, dass sie nicht gegen ihn, sondern gegen den Herrn murren. Der Herr aber hat ihr Murren gehört und schenkt ihnen Manna und Wachteln (Ex 16,1ff).
Im Laufe der Zeit murrt das Volk aber auch darüber: „…es ekelt uns vor dieser elenden Nahrung. Da schickte der Herr Feuerschlangen unter das Volk. Sie bissen das Volk und viel Volk starb aus Israel (Num 21,5f)“
Das Erbarmen des Herrn ist aber größer als die Abwendung des Volkes von Ihm. Mit einem Blick auf die Kupferschlange blieben sie am Leben.

Murren führt also letztlich zum Tod. Warum sind die Folgen so gravierend?
Klagen und Fragen sind gegenüber Gott erlaubt. Es gibt genug Klagepsalmen, in denen der Beter sein ganzes Leid vor dem Herrn ausschüttet. Entscheidend ist, dass er seine Not dem Herrn klagt. Der murrende Mensch ist in sich verschlossen. Er sieht keinen Ausweg und hat keine Hoffnung auf den Herrn. Er kreist in seiner Not nur um sich selbst ohne Ausblick auf Heilung und Rettung und verschließt sich so dem Erbarmen Gottes, der ihn zum Leben führen will. Er klagt gleichsam hinter dem Rücken Gottes.
Jesus weist in Seiner großen Brotrede auf diese todbringende Gefahr hin. Das Geheimnis der Eucharistie kann der Mensch nicht verstehen. In dieser Unfähigkeit kann er in sich selbst verschlossen bleiben und alles ablehnen oder aber sich dem Wirken des Vaters gegenüber öffnen und hineinziehen lassen in dieses Mysterium. Der Blick auf das Kreuz dem der Herr entgegen geht, wird Leben schenken für immer. Dann wird der Herr ihn am Jüngsten Tag auferwecken.
Der Pfarrer von Ars hat erkannt, dass Murren ein Vertrauensverlust gegenüber Gott ist und von Gott trennt. Er litt über das Murren von Katharina Lassagne und ihren beiden Mitarbeiterinnen in der Providence, die ihre Arbeit nicht mehr bewältigen konnten. Hätten sie mit ihm selbst gesprochen, so hätte er aufbauende Worte für sie gefunden und sie gestärkt. Aber sie murrten hinter seinem Rücken, was ihm gegenüber ein Vertrauensverlust war. Sein Schmerz und seine Ermahnung haben einen so tiefen Eindruck auf alle drei gemacht, dass sich entschlossen, sich nie mehr zu beklagen.
Schauen wir auf uns selbst und bitten im Bewusstsein unserer eigenen Armut den Heiligen Pfarrer um Hilfe, um jedes Murren hintenherum zu vermeiden, Probleme vor den Herrn zu bringen und, falls möglich, dem Nächsten gegenüber offen auszusprechen. Das wäre ein Schritt zum Frieden unter den Menschen und zu Gott, ein Weg zum ewigen Leben.
4.07.2024 ih

°Aus: Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.180