17. Sonntag im Jahreskreis 28.07.2024 Lesejahr B

„Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“ Joh 6,15

„Gott spricht in der Einsamkeit.“° Pfr. von Ars

Mit allen irdisch nur möglichen Mitteln möchte der Herr die Menschen für das Reich Gottes vorbereiten, ihnen vorangehen und sie mitnehmen. Dazu wirkt Er auch Zeichen und Wunder, wie die Brotvermehrung am anderen Ufer des Sees von Galiläa. Nach Seinem Dankgebet reichen fünf Gerstenbrote und zwei Fische, um fünftausend Männer zu sättigen und zwölf Körbe mit den übrig gebliebenen Brocken zu füllen. Die Menschen sind begeistert, aber nicht weil sie das Wirken Gottes sehen, sondern weil sie satt geworden sind. Jesus könnte ihnen die Not um das tägliche Brot nehmen. Es wäre paradiesisch. Solch einer sollte ihr König sein!
Welchen Schmerz muss diese Reaktion im Herzen Jesu ausgelöst haben! Er wird nicht verstanden! Das Heil, das Er bringen möchte, wird nicht erkannt! Selbst wenn Er immer bei den Menschen bliebe und ihnen täglich neu Brot verschaffen würde, könnte Er sie niemals so in das Reich Gottes führen, weil sie Ihm nicht auf Seinem Weg folgen wollen.
Durch den Heiligen Pfarrer hat der Herr viele Wunder und Zeichen gewirkt, was immer mehr Menschen nach Ars gezogen hat. Catharina von Lassagne hat die Gefahren für das geistliche Leben erkannt, als sie 1830 schrieb: „Der Pfarrer verheimlicht die Gnaden, die er zu Heilungen empfängt, soviel kann, aber er erlangt deren viele. Ich glaube, dass er lieber möchte die Seelen gesunden sehen…. Vianney selbst sagte oft…“Ich habe die hl. Philomena gebeten, sich nicht so um den Körper zu kümmern, und an die Seelen zu denken, welche weit mehr der Heilung bedürfen.“°²
In großer Nächstenliebe hat Vianney den Menschen auch in irdischen Leiden geholfen, jedoch die hl. Philomena gebeten, die Aufsehen erregenden Heilungen nicht in Ars, sondern erst daheim geschehen zu lassen. Er wollte den Menschen zuerst den Weg zum Himmel zeigen. Und daraus folgte der Segen auch für das irdische Leben. Genau in diesem Anliegen wurde er oftmals nicht verstanden, ebenso wenig wie der Herr selbst.
Auch wir leiden doch darunter, dass so viele Menschen heute dem Herrn, der Kirche den Rücken kehren und ein Leben ohne Gott führen oder in ihren Gebeten Gottes Segen nur für das irdische Leben erbitten. Sind wir da nicht immer wieder mal voller Kritik, entweder in Gedanken oder auch in Worten. Und was bringt das? Nichts!
Der Herr geht einen anderen Weg. Er zieht sich auf den Berg zurück, Er allein. Beim Vater will Er sein und in dieser Einheit mit dem Vater empfängt Er Trost und Weisung für Sein weiteres Handeln. So geht Er den Menschen den Weg voraus zurück ins Paradies, das die Menschen verloren hatten, weil sie nur ihrem eigenen Willen gefolgt sind.
Der Pfarrer von Ars ist konsequent den Weg des Herrn gegangen. Immer wieder hat er die Einsamkeit gesucht, um mit Gott eins zu sein, besonders in der Nacht. Von Ihm allein wurde er in seinen vielen Enttäuschungen und Prüfungen getröstet. Von Ihm allein erhielt er die Kraft, den schweren Weg weiterzugehen, Menschen in den Himmel zu führen. Sollten wir in all unseren Enttäuschungen über so vieles in unserer Kirche und Welt nicht versuchen, den gleichen Weg zu gehen? In der Einsamkeit mit Gott können wir den Schmerz annehmen, es dem Herrn schenken und Ihm überlassen, was Er daraus macht. So können auch wir mitwirken am Aufbau des Reiches Gottes. Der Pfarrer von Ars unterstützt uns mit seinem Gebet.
19.06.2024 ih

Aus: °Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.98
°²Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 2. Bd., S.67.