11. Sonntag im Jahreskreis 16.06.2024 Lesejahr B

„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ Mk 4,26f

„Der heilige Pfarrer hatte als Vorbereitung (auf seine Predigt) nur ununterbrochenen Verkehr mit Gott.“ °

Endlich ein entlastender Satz, der uns auch den Schlaf gönnt. So scheint es. Das Wachsen des Wortes Gottes ist tatsächlich die Sache des Herrn allein. Aber ist das alles?
„Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ (Joh 1, 18). Der Herr ruht immer. Auch in seiner Menschwerdung hat Er das Ruhen am Herzen des Vaters nicht aufgegeben. Er hat den Vater im Himmel nie verlassen, auch nicht als Mensch auf der Erde. Jesus lebt also – menschlich ausgedrückt – immer in zwei Ebenen: im Himmel beim Vater und auf der Erde bei uns. Und hier ist er das Mensch gewordene Wort des Vaters, das Samenkorn, das in die Erde fällt.
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24).
In der Nachfolge des Herrn sind auch wir berufen, nicht nur das Samenkorn auszusäen, sondern selbst den Weg des Weizenkorns zu gehen, mit dem Herrn zu sterben, um reiche Frucht zu bringen.
Der Pfarrer von Ars ist diesen Weg in unglaublichem Feuer und Hingabe gegangen. Wenn er ununterbrochenen Verkehr mit Gott hatte, so heißt das, dass er immer mit dem Herrn verbunden war, mit Ihm hineingestorben ist in das Elend der Welt, um mit Ihm vielfache Frucht zu bringen für Gottes Reich.
Jahrzehntelang wurde er jede Nacht von dämonischen Attacken am Schlaf gestört und wusste, dass am nächsten Tag große Sünder Umkehr im Sakrament der Buße erfahren werden. Auch er brauchte jedoch längere Zeit, um diese furchterregenden Erlebnisse der Nacht als Ankündigung einer Gnade zu sehen. Der Grappin, wie er den Widersacher nannte, wurde ihm gleichsam im Laufe der Zeit ein Kamerad.
Jean Marie Vianney war ein besonderes Zeichen der Gnade Gottes in einer Gott-vergessenen Zeit. Auch wenn er nicht schlief, ruhte er im Herrn und konnte in Seiner Gnade am nächsten Tag weiterwirken.
Ein solches Leben gilt nicht für uns. Es ist allein Geschenk Gottes. Aber wir dürfen wissen, dass wir in allen Bedrängnissen, denen wir nicht ausweichen können, der Herr in uns ruht und wir in Ihm. Der Gedanke, dass wir im Herrn am Herzen des Vaters ruhen, kann uns stärken und stützen, gerade dann wenn wir keinen Ausweg mehr sehen. Auch wir leben auf der Erde, aber gleichzeitig im Herrn im Himmel.
Der Pfarrer von Ars wird uns helfen, diese beglückende Erfahrung immer tiefer machen zu können in der Gnade des Herrn, sodass wir Trost und Stärkung mitten in Versuchungen und Bedrängnissen empfangen können.
16.05.2024 ih

° Aus: Jean.-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.157