10. Sonntag im Jahreskreis 9.06.2024 Lesejahr B

„Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beezebul besessen; mit Hilfe des Herrschers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.“ Mk 3,22

„Der Heilige Geist ist ein Licht und eine Kraft. Er ist es, der uns das Wahre vom Falschen und das Gute vom Schlechten unterscheiden lässt.“ ° Pfr. von Ars

Gerade erst hat der Herr seine Zwölf eingesetzt, damit sie mit Ihm seien und damit Er sie aussende, zu verkünden und mit Vollmacht Dämonen auszutreiben (MK 3,14). Seine Vollmacht der Verkündigung war begleitet von bisher nie erlebten Heilungen, so dass Menschen in großen Mengen zu Ihm strömten. Große Begeisterung der vielen Leidtragenden, die endlich Hilfe erfahren durften. Genau das löste Widerstand, Aggression und heftige Abwehr aus. Er tat die Zeichen, die Ihn als Messias auswiesen, wie die Pharisäer sehr wohl von Jesaja her wussten (Jes 26,19 und 29,18). Auf die Frage des Johannes im Gefängnis, ob Er der Erwartete sei, hat der Herr ebenso mit der den Worten Jesajas geantwortet (Mt 11,5). Sie sahen, dass Er Gutes tat. Aber ihre Herzen waren verschlossen und verhärteten sich immer mehr. Sie stießen sich an allem, was zu ihrem Glaubensbild nicht passte. Wie konnte Jesus am Sabbat heilen? Wie konnte Er sich als Herr über den Sabbat bezeichnen? So konnte Er einfach nicht der Messias sein! Und das Todesurteil stand schon ziemlich von Anfang an fest.
Seine Jünger erlebten nach Tod und Auferstehung Jesu genau das gleiche Schicksal. Anfangs oft große Begeisterung der Einen und ziemlich schnell Widerstand und Tötungsabsichten der Anderen.
Rational ist das nicht zu erfassen. Entscheidend ist wohl der Auftrag, Dämonen auszutreiben. Und die Dämonen schliefen nicht. Sie fanden immer einen oder mehrere, die sie für ihren Plan der Vernichtung gewinnen konnten.
Diese Reaktionen begleiteten die Christen von Anfang an schon beim Brand von Rom unter Kaiser Nero und weiter durch die Jahrhunderte.
Auch der Pfarrer von Ars musste diese gleichen schmerzhaften Erfahrungen machen. Ab etwa 1823 galt er bereits überall als Heiliger. Aber ziemlich bald wurde er Zielscheibe des Spottes und der Ablehnung durch seine Mitbrüder. Wer jedoch einen klaren Blick behielt, war sein Bischof Mgr. Devie, der ihn nicht seines Amtes enthob, wie Vianney gehofft hatte.
Die nächste noch schrecklichere Welle der Aggression erreichte ihn 1831. Achtzehn Monate lang wurde er beschuldigt, der Vater eines unehelichen Kindes zu sein. Es werden auf ihn unanständige Lieder gedichtet, unflätiges Zeug auf seine Haustür gekritzelt, jede Nacht ruft man ihm unter seinem Fenster Beleidigungen zu. „Hätte ich gewusst, als ich nach Ars kam, was ich hier alles würde leiden müssen, ich wäre auf der Stelle gestorben“, sagte er später
Und doch ist Vianney in dieser schwierigen Zeit noch mehr in die Heiligkeit Gottes hineingewachsen. Der Zustrom der Pilger nahm ab da immer mehr zu.
Die Menschen, von denen Aggressionen ausgehen, sind nicht durch und durch schlecht, aber blind und unfähig, dass Gute vom Bösen zu unterscheiden. Aus eigener Kraft sind wir dazu auch nicht fähig. Wir brauchen den Heiligen Geist, der uns die Augen des Herzens für Gott und sein Wirken öffnet. Wir brauchen den Heiligen Geist, der uns Licht und Kraft ist, wie es der Pfarrer von Ars erfahren hat.
Schmerzvoll sehen wir heute eine immer größere Ablehnung Jesu Christi im guten Glauben, so das Richtige zu wählen. Den Schmerz des Verlassen- seins leiden wir mit dem Herrn, wenn wir in fast leeren Kirchen Gottesdienst feiern. Aber lassen wir uns nicht entmutigen. Beten wir mit dem Pfarrer von Ars um den Geist der Hoffnung, der Stärke, des Lichtes für uns und alle, die nicht mehr glauben können oder wollen. Helfen wir auf diese Weise, die Botschaft Christi zu verbreiten. Wir selber werden so immer mehr eins mit dem Herrn.
9.05.2024 ih

Aus: °Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, S.60, übersetzt ich
°²Maxence van der Meersch, Das Leben des heiligen Pfarrers von Ars, 1959,271