„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ Lk 24,5f
„Am 14. Mai 1854 hörte Mgr Ullathorne, Bischof von Birmingham, ihn (Pfr. von Ars) über seine bevorzugten Themen predigen: die Sünde und die Liebe Gottes…. Als er von Gott sprach - ganz liebenswürdig und alles liebend - schien sich sein Wesen um sein Herz herum zu hüllen. Sein Herz schien in seinen Händen zu atmen, in seinen Gesten, in seinem ganzen Körper. Es war unmöglich nicht zu spüren, dass Gott da ist.“°
Auferstehung! Glauben wir wirklich, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und so auch uns vom Tod in das ewige Leben führt? Dieses Herzstück unseres Glaubens wird heute auch von Getauften vielfach infrage gestellt. Was bleibt aber dann noch von unserem Glauben übrig?
Der Glaube ist nicht zuerst eine Anweisung für ein moralisch gutes Verhalten, sondern zuallererst und wesentlich eine Einladung in eine Beziehung mit Jesus Christus, der das Leben in Fülle ist und uns durch Tod und Auferstehung Anteil an Seinem Leben schenkt.
Und diese Beziehung zum Herrn kann in jedem Menschen zum Leuchten kommen, der sich Ihm anvertraut, ja geradezu ausliefert mit dem ganzen Leben.
Die Frauen suchen am Ostermorgen den Herrn und finden nur ein leeres Grab. Ihre Ratlosigkeit ist mehr als verständlich. Aber auch die Botschaft der zwei Männer in leuchtenden Gewändern, dass der Lebende nicht bei den Toten zu finden ist, erinnert sie lediglich an die Worte des Herrn, die Er gesprochen hat. Von Glauben ist noch keine Rede.
Nicht nur für die Frauen ist der Weg zum Glauben an die Auferstehung mühsam, sondern noch viel mehr für die Jünger und auch für die Christen von heute.
Die Lieblingsthemen des Hl. Pfarrers waren die Sünde und die Liebe Gottes. Sünde bedeutet für den ihn Tod, Vergebung der Sünden im Sakrament der Versöhnung ist Auferstehung im Herrn Jesus Christus.
Das ist seine eigentliche Osterpredigt, die er nicht nur an Ostern hält. Da er selbst den Weg der Hingabe und des Glaubens geht, leuchtet in seiner Person österliches Licht auf.
Können auch wir diesen Weg gehen, die wir so armselig gegenüber dem Pfarrer von Ars sind?
Der Blick auf das leere Grab löst bei den Frauen Enttäuschung aus. Und doch ist das der erste Schritt zum Glauben an die Auferstehung.
Mose hat den Herrn im Dornbusch gesehen, der brannte, aber nicht verbrannte
(Ex 3, 2) Die Dornen, ein Symbol des Fluches, alles dessen, was uns belastet, verletzt, einengt sind ein Ort, in dem der Herr seine Herrlichkeit offenbart.
„Christ ist erstanden von den Toten: im Tode bezwang er den Tod und schenkte den Entschlafen in das Leben.“ Dieser Choral erklingt in der Ostkirche in der Osterzeit fast ununterbrochen.
Der Herr bezwang den Tod im Tod, nicht erst danach.
Der Glaube an die Auferstehung ist zunächst einmal ein Geschenk, das wir immer wieder erbitten müssen. Wir sollen diesen Glauben aber auch im Alltag einüben.
Bei Enttäuschungen, im Dunkel des Lebens können wir den Herrn bitten, mit uns zu gehen und Ihm dann alles überlassen. Die Gnade Gottes ist unverfügbar. Wir können nicht irgendeine aus menschlicher Sicht gute Wendung sofort erwarten. Aber eine Teilnahme an der Auferstehung des Herrn wird dabei geschehen, auch wenn wir dies jetzt nicht erkennen, vielleicht später, vielleicht auch erst in der Ewigkeit.
Der Pfarrer von Ars möge uns das Vertrauen auf den Herrn mitten in den Bedrängnissen als Weg zur Auferstehung erflehen. 25.03.2022 ih
°Aus: MGR Francis Trochu, Le Curé d‘Ars Prédicateur populaire, 1950,S.123 übersetzt ih