Hl. Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars, G, 4.08.2022, Lesejahr C

“Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen, und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!  Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“  Mt 16,22f

„…ich liebe dich, o mein Gott, weil du mich hienieden kreuzigst für dich… Einen Gott lieben, der uns kreuzigt: großmütige Liebe!“°  Pfr. von Ars



Erschreckend scharfe Worte richtet der Herr an Petrus, der Ihn in menschlicher Zuneigung vor Leid und Tod bewahren wollte. Wir verstehen Petrus doch nur zu gut. Er wollte die Nähe des geliebten Herrn nicht verlieren und hat sich durch das weitere Wirken des Herrn noch Großes erhofft, vielleicht auch für sich persönlich. Hätten wir vielleicht nicht auch versucht, den Herrn vom Leidensweg zurückzuhalten?
Petrus brauchte lange, um den Heilsweg des Herrn durch Leiden zu akzeptieren und so zur Nachfolge Christi im Leiden fähig zu werden.
Der Pfarrer von Ars ist in allem in das Leben des Herrn eingetaucht. Das Leid hat ihn in einer ständig wachsenden Liebe immer mehr mit dem Herrn verbunden, so wie es oben sein Akt der Liebe ausdrückt. Seine Worte sind so radikal wie die des Herrn und werden daher auch bei den meisten Ausgaben des Aktes der Liebe des Heiligen Pfarrers ausgelassen – wohl aus Angst, die Menschen zu überfordern.
Gerade deswegen lohnt es sich, dieses zentrale Anliegen des Pfarrers von Ars in der Nachfolge des Herrn aufzunehmen.
Sein Leiden um das Heil der Seelen war wesentlich größer als das durch die vielen Beschwerden, Krankheiten und irdischen Sorgen, die  er ebenfalls im Übermaß hatte.
Nach jahrzehntelangem Bemühen um die Bekehrung Seiner Pfarrkinder sind einige wenige nicht zur Osterbeichte gegangen, was für den Pfarrer von Ars ein großer innerlicher Schmerz war. Er hat über das Unglück der armen Sünder geklagt, die den lieben Gott nicht lieben können: „Nein, die Sünder sind wahrhaftig zu unglücklich! … zu unglücklich.“°²
Aber er hat seine Ohnmacht angenommen, so wie der Herr am Kreuz seine Ohnmacht angenommen hatte. Dies war der Preis für die Achtung vor der Freiheit des Menschen. Und wir wissen nicht, wie viele Seelen Gott auch durch das Ja zur Ohnmacht,  das den Menschen ganz mit dem Herrn vereint, retten kann.
Wie sehr leiden heute Priester, Eltern, Großeltern an ihrer Ohnmacht, den Glauben nicht wie erhofft weitergeben zu können!
Erbitten wir daher innig auf die Fürsprache des Heiligen Pfarrer von Ars die Gnade, gerade in der Ohnmacht mit dem Herrn vereint zu bleiben und umso hoffnungsvoller darauf zu vertrauen, dass auch dieses Ja Frucht bringen wird.
31.07.2022 ih

Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet 1963, S.51

        °² ebenda S. 177