„Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“ Joh 13, 8
„Sie sehen gut, dass wenn Sie da sind, es noch geht; aber wenn ich alleine bin, tauge ich zu nichts. Ich bin wie die Nullen, die ihren Wert nur mit den anderen Ziffern haben. Ich bin zu alt, ich bin zu nichts gut. - Herr Pfarrer, Sie sind immer jung durch das Herz und die Seele.- Ja, mein Freund, ich kann sagen wie dieser Heilige, dem man nach seinem Alter fragte, dass ich noch nicht einmal einen Tag gelebt habe.“°
Sich die Füße waschen lassen von einem anderen, noch dazu von seinem Chef, das möchte doch niemand. Wir können den Petrus in seiner heftigen Reaktion sehr gut verstehen. Lieber führen wir den Dienst aus, anderen die Füße zu waschen. Aber der Herr bleibt dabei, dass Petrus dies an sich geschehen lassen muss, um Anteil an Ihm zu haben.
Pilatus ließ sich Wasser bringen, um sich selbst vor allen Leuten die Hände zu waschen und sich für unschuldig am Blut dieses Menschen zu erklären (Mt 27,24). Steckt nicht in jedem von uns auch ein Pilatus? Sprechen wir uns auch nicht gerne im Geheimen von Schuld frei und klagen lieber andere an? Wie schwer fällt der Blick in das eigene Innere, in die Abgründe, die sich uns da zeigen!
Nur scheinbar entspringt die Reaktion des Petrus einer echten Demut.
Das Leiden und der Tod, dem der Herr entgegengeht, wird auch Petrus zeigen, wie tief die Sünde uns von Gott getrennt hat. Im Hochmut ist der Mensch immer wieder der Überzeugung, es besser zu wissen und zu verstehen als Gott selbst und eigene Wege zu gehen.
So geht denn Jesus Christus den Weg in die Einheit mit Gott uns voraus - in einer für uns unvorstellbaren Demut. Und seine Einladung ist eindeutig: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen (Joh 13, 14)“, also in der Demut des Herrn leben.
Der Pfarrer von Ars ist diesen Weg der Demut in großer Konsequenz gegangen. Er schätzt sich wie eine Null, die nur durch den anderen zu einer Zahl mit einem Wert wird. Unglaublich! Sein langes priesterlich so fruchtbares Leben zählt in seinen Augen nur einen einzigen Tag.
Er hat nach dem Wort des Apostels Paulus gelebt, dass einer den andern in Demut höher als sich selbst einschätzen soll (Phil 2,4). Gerade dies fällt doch besonders schwer.
Im Glauben können wir akzeptieren, dass Gott es besser weiß als wir. Aber der Nächste? Da wird es schon ganz hart?
Aber der Weg dazu, dass Gott und auch der Nächste durch uns und mit uns wirken kann, ist die Demut. Nehmen wir den Dienst des Nächsten dankbar an, vertrauen wir, dass der Herr auch durch ihn wirkt, selbst wenn wir es oft nicht verstehen und bitten wir den Herren: „Wasche auch meine Füße und lass mich auf die Fürsprache des Pfarrers von Ars Anteil an dir haben!“
21.03.2022 ih
Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d‘ Ars, Nachdruck 2007, S.243, übersetzt ih