Christkönigssonntag 20.11.2022 Lesejahr C

„Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!
Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.“ Lk 23,37f

„Das (der Hochmut)  ist jene verfluchte Sünde, die die Engel aus dem Paradies vertrieben hat.“ °Pfr. von Ars

Am Ende des Kirchenjahres schauen wir auf Christus als König nicht nur der Juden, sondern des ganzen Kosmos. Aber sagt uns dieses Bild überhaupt noch etwas? Kinder haben auch heute dazu noch einen Bezug, wenn sie an ihrem Geburtstag mit einer Krone auf dem Kopf König oder Königin sind. Die Sehnsucht nach einem machtvollen, herrlichen König ist wohl auch heute noch nicht völlig  verschwunden, verbunden mit dem Wunsch, in der Macht eines Königs selbst seine Probleme aus dem Weg räumen zu können.
Die Geschichte zeigt uns, dass Könige auf Dauer nicht fähig waren, ihre eigenen Angelegenheiten und die ihres Volkes gut zu regeln.
Die Autonomie der Macht war nicht der Lösungsansatz für alle Nöte.
Dreimal wird Christus unter Spott und Hohn dazu aufgefordert, sich selbst zu retten: von den führenden Männern des Volkes, den Soldaten und von einem Verbrecher neben ihm  am Kreuz, also von den obersten und letzten Vertretern
der gesamten jüdischen und heidnischen Welt. Jesus rettet sich nicht, aber Er rettet die ganze Welt, auch die, die Ihn verspotten. Er macht so die Wirklichkeit Gottes für alle Zeiten in dieser Welt sichtbar. Gott ist ein Gott der Beziehung in einem unvorstellbaren Austausch von Hingabe und Liebe der drei göttlichen Personen.
Der Pfarrer von Ars sagt, dass durch den Hochmut die Engel aus dem Paradies vertrieben worden sind, und nicht nur die Engel, sondern auch Adam und Eva und mit ihnen die ganze Menschheit. Mit dem Hochmut sagen wir dem lieben Gott, dass wir von allen Dingen unabhängig sind (°² Pfr. von Ars).
Gott aber weiß, dass unsere Unabhängigkeit keinen Bestand hat. So hat Er in Seiner Barmherzigkeit im Alten Testament den Bund mit dem israelitischen Volk geschlossen und in Seinem Sohn Jesus Christus den neuen Bund geschenkt.
Jesus nimmt die ganze Schuld des Hochmuts, des Autonomiestrebens am Kreuz in unvorstellbaren Qualen auf sich. So können wir erahnen, was es bedeutet, ohne  Beziehung zu Gott zu leben. Der Herr denkt nicht an Seine eigene Rettung, Er bleibt im Gehorsam dem Vater gegenüber und vollendet so Sein Erlösungswerk.
So ist Er in Wahrheit König aller Zeiten und Menschen geworden.
Heute am Christkönigsfest lädt uns der Herr ein, wieder neu in diese Beziehung einzutreten. Unsere Abhängigkeit vom Herrn erniedrigt uns nicht, sondern erhöht uns in die Vergöttlichung.
Mit dem Herrn wollen wir alles vom Vater in der Kraft des Heiligen Geistes empfangen. Bitten wir auf die Fürsprache unseres demütigen Pfarrers von Ars um Befreiung von Stolz und Hochmut, damit der Herr zu uns einmal sagen kann: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
3.11.2022 ih

°Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 182
°² ebenda, S. 180