8. Sonntag im Jahreskreis 27.02.2022 Lesejahr C

„Der gute Mensch bringt aus dem Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch aus dem bösen das Böse hervor.“  Lk 6,45

„Ich liebe dich, o mein göttlicher Erlöser, weil du für mich gekreuzigt worden bist; ich liebe dich, o mein Gott, weil du mich hienieden kreuzigst für dich …
Einen Gott-Menschen lieben, der für uns gekreuzigt worden ist: Liebe der Dankbarkeit! Einen Gott lieben, der uns kreuzigt: großmütige Liebe! Einen Gott lieben, der um unseres Heiles willen Mensch geworden und für uns gekreuzigt worden ist: eigennützige Liebe!“° Pfr. von Ars

Gutes tun und anderen bringen, ist zutiefst im Herzen des Menschen eingepflanzt. Der Herr will uns in die Tiefe der Güte des Vaters hineinführen, wenn er uns fragt: Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder ( Lk 6,33). Das haben wir am letzten Sonntag gehört.

Jesus  zeigt uns, dass das Gute, dass wir anderen tun sollen, nicht zuerst in materieller Hilfe besteht, wie wir es meist verstehen, sondern in Barmherzigkeit. Dazu sind wir nur fähig, wenn Gottes Güte und Erbarmen immer mehr in unserem Herzen Platz haben, wenn gleichsam Gottes Barmherzigkeit unser Herz erfüllt und  durch uns  durchströmt beim Blick auf den Nächsten.

Je mehr wir uns unter Gottes Antlitz stellen, umso schmerzlicher werden wir  immer tiefer das Böse in uns erkennen. Dies ist ein Geschenk der Gnade, um unsere eigene Abhängigkeit von der Barmherzigkeit des Vaters zu erkennen und anzunehmen. In dieser Erfahrung können wir auch auf unseren Mitmenschen barmherziger schauen. Wir sehen sein Bemühen, sein Versagen und sein Leiden an seinem Versagen und sehen darin unseren eigenen Weg.  In dieser unserer gemeinsamen Not dürfen und sollen wir uns von Jesus Christus an die Brust des Vaters ziehen lassen. Der Preis hierfür war Seine Menschwerdung, Leiden und Tod.

Der oben zitierte Ausschnitt aus dem Liebesakt des hl. Pfarrers von Ars wird meistens bei den Veröffentlichungen weggelassen, wohl aus Angst, den Menschen damit total zu überfordern. Wie kann man denn Gott danken dafür, dass ER uns hier auf Erden kreuzigt? Unvorstellbar! Aber wenn der Weg Jesu zu unserer Erlösung durch das Kreuz ging und die  Stunde Seiner Kreuzigung  die  Offenbarung Seiner Verherrlichung ist (Joh 17,1), dann sind auch wir in Seiner Nachfolge auf diesem Weg eingeladen, nur Millimeter weit, weil wir zu mehr nicht fähig sind, aber doch eben am Fuß des Kreuzes.

Und der Herr hilft uns, auf diesem Weg zu gehen. Wir können Fehler des Nächsten einfach einmal stehen lassen und ihn der Barmherzigkeit Gottes empfehlen, gleichzeitig im Blick auf unsere eigene Erbärmlichkeit.

Der Herr ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Der Pfarrer von Ars hat an den Sünden seiner Beichtkinder schwer getragen und so Barmherzigkeit auf sie herabgezogen. Nicht verurteilen oder richten, sondern mittragen, dass soll auch unser Weg sein, auf dem uns der Pfarrer von Ars hilft.
1.02.2022 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 51