6. Sonntag der Osterzeit 22.05.2022 Lesejahr C

„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“  Joh 14, 23

„Ich habe einen Heiligen in meinem Leben gesehen, ich habe ihn seine Bevölkerung ermahnen hören, und seine ganze Beredsamkeit bestand in den Worten: „Meine Kinder, liebet wahrhaft Gott! Er ist so gut! Liebet ihn mit eurem ganzen Herzen.“°

Das Wort des Herrn hören und es halten, ist die Liebe, die der Vater von uns ersehnt.

Wir werden überschwemmt mit vielen Worten von früh bis Abend, von denen viele ganz sicherlich nicht dem Herzen Gottes entspringen.  Wie aber lernen wir immer mehr trotz unterschiedlichster Informationen, das Wort des Herrn herauszuhören und dann auch zu halten?

Der Pfarrer von Ars zeigt uns den Weg nach dem Wort des Herrn. Seine ersten Predigten waren knallhart entsprechend der damaligen jansenistischen Verkündigung. Er predigte über die Gebote Gottes und wies immer wieder auf die Konsequenz hin, auf ewig verloren zu gehen, wenn die Menschen nicht bereuen und zur Umkehr in der Heiligen Beichte finden. Heute fällt es uns schwer, diese Predigten zu lesen oder gar zu zitieren, haben wir uns doch schon so sehr an den Gedanken der Barmherzigkeit Gottes gewöhnt, dass eine solche letzte schreckliche Konsequenz fast aus unseren Augen verschwunden ist.

Aber für Jesus ist die Entscheidung des Menschen für sein Wort von wesentlicher Bedeutung: Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht (Joh 14, 24). Diese Aussage ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Man kann sich also auch aus der Liebe Gottes entfernen.

Jesus selbst ist das Mensch-gewordene Wort des Vaters. Seine Person ist also die Botschaft Gottes an uns. Durch Seine Worte des Lebens werden wir immer tiefer in das Geheimnis seines Wesens hineingenommen, in die Liebe des Vaters.

Der Pfarrer von Ars hat intensiv auf die Worte Jesu gehört und mit all seinen Kräften sich bemüht, danach zu leben und Gottes Gebote zu halten. Dabei hat er immer schmerzlicher erkannt, dass das aus eigenen Kräften nicht möglich ist. Immer intensiver hat er an der Erkenntnis seines Nichts gelitten, aber gleichzeitig sich immer mehr der Führung des Heiligen Geistes überlassen. So konnte der Strom der Liebe Gottes durch ihn fließen in die Herzen der Menschen, wie es oben  P. Petetot in St. Sulpice, Paris,  bei einer Predigt verkündet hat.

Der Herr kennt unsere Schwachheit mehr als wir selbst. So hat Er uns den Beistand, den Heiligen Geist, zugesagt, der uns alles lehren und an alles erinnern wird, was Er gesagt hat.

Lassen wir uns von unserer Schwachheit nicht in die Entmutigung führen, sondern überlassen wir uns mit dem Pfarrer von Ars wieder neu der Führung des Heiligen Geistes, dass Er in uns vollbringt, was wir nicht können: die Teilnahme an der Liebe des Dreifaltigen Gottes, die zu den Menschen fließen will.
28.04.2022 ih

° Aus: Der selige Johann Maria Vianney Pfarrer von Ars, aus der im Auftrage des Postulators der Seligsprechung veröffentlichten italienischen Originalausgabe, Regensburg, 1906, S.100