5. Sonntag im Jahreskreis 6.02.2022 Lesejahr C

„Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ Lk 5,5

„Herr Pfarrer, sagte einer der Missionäre, wir können Sie bei diesem ohne Unterbrechung fortdauernden Zusammenströmen der Menschen der Versuchung des eitlen Ruhmes widerstehen? Ach, mein Kind, antwortete ihm der fromme Priester, sagen Sie vielmehr, wie ich der Versuchung der Furcht, der Mutlosigkeit und mitunter sogar der Verzweiflung widerstehe.“ °

Mutlosigkeit, Resignation, sind wir ihr nicht in uns, unserer Kirche und Gesellschaft ständig ausgesetzt? So viele Pläne zur Neuevangelisierung, so viele Aktionen, ja auch Gebete scheinen erfolglos zu sein. Alles Bemühen, aller Einsatz scheint keine Frucht zu bringen.

Im heutigen Evangelium fällt auf, dass der Herr sich an Simon wendet, aber alle Sein Wort befolgen. Ebenso antwortet auch Simon, dass er die Netze auswerfen wird, aber alle es dann tun. Und der Herr schenkt  Simon die Verheißung, dass er von jetzt an Menschen fangen wird, obwohl doch alle mitgearbeitet haben und später am gleichen Dienst teilhaben werden. Es erscheint hier Simon eindeutig als der Erste unter allen. Damit sind seine Worte die Antwort der Kirche auf den Auftrag des Herrn.

Simon ist alles andere als fest in seinem  Vertrauen auf das Wort des Herrn. Er wird den Herrn verraten, Ihn am Kreuz verlassen, um sein Leben zu retten. Aber er wird dies auch bitter bereuen. Trotz oder gerade wegen seiner Wankelmütigkeit wird Simon vom Herrn als Fels  bezeichnet und erhält die Schlüssel des Himmelreiches. Der eigentliche Fels ist der Herr, der ihm Kraft und Starkmut schenkt. Simon wird das immer mehr erfahren, indem er immer tiefer seine eigene Schwachheit erkennt.

Wie viele Bewunderer hatte der Pfarrer von Ars und hat sie heute noch. Wir meinen, welche Freude es sein muss, wenn Tausende von Menschen sich bekehren, ein Leben mit dem Herrn beginnen. Jean-Marie Vianney sieht jedoch die ganze Kirche in Frankreich und darüber hinaus. Sie liegt am Boden. Er weiß das und sieht auch, dass er allein diesem Elend nicht abhelfen kann. Seine Sehnsucht ist unbegrenzt. Er möchte, dass alle Menschen gerettet werden. So kämpft er sein Leben lang gegen Mutlosigkeit, Depression und Verzweiflung. Aber dieser Versuchung wird er niemals erliegen, weil sein Blick auf den Herrn, auf die Mutter des Herrn, auf seine liebe kleine hl. Philomena gerichtet ist. So siegt sein Vertrauen auf den Herrn immer wieder in lebenslangen Ringen.

Daher kann der Pfarrer von Ars gerade in unserer Zeit ein besonderer Helfer sein. Er kennt unsere Nöte, versteht unsere Sehnsucht, sieht unsere Schwachheit und tritt für uns beim Herrn ein. Schauen wir mit dem hl. Pfarrer auf den Herrn, damit Er in uns alle Mutlosigkeit überwinden kann.  Überlassen wir alles dem Herrn, hoffnungsvoll  und mutig mitten in der scheinbaren Erfolglosigkeit.
13.01.2022 ih

° Aus: J. Chantrel, Der Pfarrer von Ars, Soest, 1863, S.47