5. Fastensonntag 3.04.2022 Lesejahr C

„Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ Joh 8,11

„Es kostet nur den ersten Schritt auf dem Weg der Entsagung“, sagt Vianney; „hat man einmal angesetzt, dann läuft es von selbst.“° Pfr. von Ars

Die Ehebrecherin wurde von den Schriftgelehrten und Pharisäern vor Jesus geschleppt.  Von Zeichen der Reue und  Umkehr erfahren wir nichts. Jesus schaute sie  anfangs nicht einmal an, um sie nicht zu beschämen, sondern bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Welche Zärtlichkeit erweist der Herr dieser Sünderin! Als die Ältesten schuldbewusst, ohne sie verurteilt zu haben, gegangen waren, richtete er sich auf und sicherte ihr zu: Auch ich verurteile dich nicht.

Die Gnade der Vergebung ist also ein reines Geschenk, aber ebenso ein Auftrag zu Umkehr und Treue, fortan ständig in enger Beziehung zum Herrn zu leben. Die Schrift erzählt uns nichts über das weitere Leben dieser Frau.

Die Vergebung des Herrn ist Frucht Seines Kreuzestodes, dem Er für diese Frau und jeden Menschen entgegengeht. Der Herr schenkt zwar das neue Leben im Heiligen Geist umsonst, wartet aber, dass der Mensch durch Umkehr diese Gabe auch annimmt.

Das Wort des Pfarrers von Ars, dass nur der erste Schritt auf dem Weg der Entsagung schwerfällt, ist die Erkenntnis nach einem langen Bekehrungsweg einer Pariserin. In Ars hat sie der Heilige Pfarrer mit dem Zustand ihrer eigenen Seele konfrontiert. Er las darin zwei Dämonen, Stolz und Sinnlichkeit und zeigte ihr in einer prophetischen Schau, bis auf welche tiefe Stufe der Gemeinheit sie noch hinabsteigen werde, was sie heftig von sich wies. Ihre Reaktion: „ Dann bin ich ja verdammt!“ „Das behaupte ich nicht. Wie schwer wird es Ihnen werden sich zu retten!“

Niemals hat der Pfarrer von Ars endgültig eine Verdammung eines Menschen festgestellt, sondern immer die Möglichkeit der Umkehr aufgezeigt. So auch hier. Da Jean-Marie Vianney erkannte, dass sie wieder in ihre Sünden zurückfallen würde, entließ er sie ohne Absolution, betete jedoch in der Nacht lange auf den Knien, geißelte sich bis aufs Blut, um den Verlust dieser Seele zu verhindern.

Sie fiel noch tiefer. Aber nach einiger Zeit ging sie von einer inneren Gnade gedrängt den Weg der Umkehr nach den Weisungen des Pfarrers von Ars. Nach drei Monaten war ihre Bekehrung so vollständig, dass sie geistig und seelisch völlig umgewandelt war und nur noch mit Entsetzen an ihr früheres Leben dachte°.

Buße und Sühne waren der Ausdruck der Zärtlichkeit des Pfarrers von Ars zu dieser Frau.

„Ich verlobe dich mir auf ewig; ich verlobe dich mir um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich verlobe dich mir um den Brautpreis der Treue: dann wirst du den Herrn erkennen“ (Hos 2,21f)

Diesen Brautpreis aus Liebe zu seiner Braut, der Kirche, ja zur ganzen Menschheit, hat der Herr am Kreuz bezahlt. Der Pfarrer von Ars hat in seiner Nachfolge um jede Seele gerungen, sodass viele gerettet wurden und die Schönheit der Kirche, der Braut Christi wieder zum Leuchten kam.
Mit dem Beistand des hl. Jean Maria Vianney können auch wir für das Seelenheil des Nächsten und die Erneuerung der Kirche durch Gebet und Entsagung besonders in dieser Fastenzeit eintreten.
14.03.2022 ih

Aus:° Francis Trochu, der Pfarrer von Ars 2001, S.262